Nach dem Tod von Willi Resetarits änderte der ORF sein Programm: Das Harte daran waren die Worte "in memoriam" vor seinem Namen.

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Man wünscht sich, diese Sendung wäre am Sonntagabend nicht ausgestrahlt worden. Nämlich nicht aus diesem unsagbar traurigen Grunde in einer Zeit, in der es schlechte Nachrichten schon schwer haben, überhaupt aufzufallen. Diese Nachricht fiel auf – und traf mitten ins Herz. Der ORF änderte konsequent sein Programm, wiederholte in der Nacht die Sendungen "Orte der Kindheit" und "Mein Favoriten" mit Willi Resetarits. Das Harte daran waren die Worte "in memoriam" vor seinem Namen.

ORF-Journalist Peter Schneeberger fährt mit Willi Resetarits durch Stinatz, wo der seine Kappe wie einen liebevollen Gedanken durch die luftige Krone eines Apfelbaums wirft und dem Geschmack der Kindheit in den Trauben des Uhudlers und des gezuckerten Schmalzbrotes nachspürt. Es wurde Kroatisch in Stinatz und später in Wien Lateinisch in der Kirche gesungen. Seine Geschichten aus der Kindheit ergeben ein Mosaik.

DER STANDARD

Klarer Blick

Da blickt ein älterer Mann mit klarem Blick ohne Bitternis und auch ohne Verklärung zurück auf die Zeit, da ein großes Herz in einem kleinen Buben heranwuchs. Ein Herz, das für Benachteiligte und Verfolgte schlug, das offen und aufrecht Kritik an den Mächtigen äußerte, ohne persönlich zu werden. Ein Menschenfreund, kein Menschenverächter. Das Herz fand seine Stimme, obwohl in der Kindheit eine Lehrerin versucht hatte, ihm Musik und Gesang auszutreiben.

Am Ende des Films sitzt er über einem Bach auf einem Ast und schreibt dem "klanen Willi" einen Brief aus dessen Zukunft: Es werde sich "alles ausgehen", schreibt er, sein großer Bruder werde ihn noch eine Zeitlang beschützen, aber irgendwann werde er seinen Weg allein gehen können.

Im ORF werden noch weitere "In memoriam"-Sendungen für Willi Resetarits geplant. In Zeiten, in denen sich Neofaschisten wieder als Herrenrasse aufspielen, und am selben Tag, als der Gründer des Integrationshauses starb, das Ute-Bock-Haus attackierten, gibt es da sicher noch viel in den Archiven, was man den "alten Willi" nochmals sagen lassen kann. Weil so etwas, das sei den Neonazis gesagt, geht sich bei uns in Österreich nicht aus. Stattdessen muss sich der Schluss des Briefes an den kleinen Willi bewahrheiten: "Alles wird gut. Echt. Dein alter Willi." (Colette M. Schmidt, 25.4.2022)