Gefälschte Gesichter werden immer öfter von Betrügern eingesetzt.

Foto: imago/Future Image

Die Entwicklung künstlicher Intelligenz schreitet rasant voran. Gerade Deepfakes – also Bilder und Videos, in die Gesichter meist berühmter Persönlichkeiten montiert werden – scheinen immer realistischer. Genutzt wird die Technologie zum Beispiel für Rachepornos oder Nacktbilder. Problematisch ist das auch deshalb, weil Menschen offenbar sehr schlecht darin sind, die Fälschungen von echten Gesichtern zu unterscheiden, wie eine Studie der britischen University of Lancaster und der University of California im Februar zeigte.

Betrüger nutzen die Technologien aber auch auf andere Art und Weise, um ihre Opfer zu täuschen. In einem konkreten Fall, über den der Journalist Ben Dickson auf "The Next Web" berichtet, gaben sich ebensolche als Anwältinnen und Anwälte aus – und nutzten KI-generierte Gesichter, um vertrauenswürdig und echt zu erscheinen.

Falsche Anwältin

Mitte April habe der Berichterstatter demnach eine E-Mail erhalten, in der ihm eine vermeintliche Anwältin namens Nicole eine Urheberrechtsverletzung wegen der Verwendung eines Fotos vorwarf. Auf den ersten Blick habe die Nachricht vertrauenswürdig und echt gewirkt, nur eine Verlinkung auf die Fotosharing-Plattform Imgur sei Dickson aufgefallen. Um sicherzugehen, überprüfte er dennoch, ob er die Bildrechte eines Fotografen verletzt haben könnte – was jedoch nicht der Fall war. Auf eine anschließende Rückfrage reagierte die Kontaktperson jedoch nicht.

Da immer mehr Zweifel an der Echtheit des Vorwurfs aufkamen, besuchte er anschließend die Webseite der Anwaltskanzlei. Auch diese wirkte auf den ersten Blick vertrauenswürdig. Zumindest bis er herausfand, dass die Domain erst Anfang dieses Jahres registriert wurde. Aber nicht nur das: Auf der "Über uns"-Seite fanden sich Fotos der vermeintlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, darunter auch von jener, die mit Dickson in Kontakt trat. Die dortigen Fotos waren jedoch nicht echt, sondern wurden von einem neuronalen Netzwerk erstellt, das anhand von Millionen echten Fotos gelernt hat, Fakes zu erstellen. Sie waren also KI-generiert, heißt es im Bericht.

Nicht mehr erreichbar

Ziel der Akteure sei laut Dickson vermutlich gewesen, dass er Backlinks zu anderen Webseiten in seinem Blog "Techtalks" einfügt. Diese würden dabei helfen, die Suchmaschinen-Positionierung zu verbessern. Die Webseite der falschen Anwaltskanzlei ist inzwischen offline. Der Fall zeigt jedoch auf, dass Betrüger immer kreativer werden, um ihre Ziele zu erreichen. (red, 25.4.2022)