Der 46-jährige Gambier verdeckte beim Prozessauftakt sein Gesicht vor den Kameras der Presse.

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Celle – Wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit, Mordes und versuchten Mordes muss sich seit Montag ein 46-Jähriger aus Gambia vor dem Oberlandesgericht Celle im deutschen Bundesland Niedersachsen verantworten. Zum Prozessauftakt schwieg der Angeklagte zu den Vorwürfen. Nach Überzeugung der Bundesanwaltschaft soll er als Mitglied einer berüchtigten Sondereinheit der gambischen Streitkräfte illegale Tötungsbefehle ausgeführt haben.

Konkret soll er in drei Fällen Mittäter zu Tatorten gefahren haben. Der Mann war im März 2021 in Hannover festgenommen worden und sitzt seither in Untersuchungshaft.

Angebliches Geständnis im Radiointerview

Als Nebenkläger tritt Baba Hydara auf, er ist Sohn des Ende 2004 im gambischen Serekunda erschossenen Journalisten Deyda Hydara. Wie die Oberstaatsanwältin ausführte, soll der Angeklagte einen der beiden als Taxi getarnten Wagen gefahren sein, die Hydaras Auto damals einkesselten. Der Angeklagte soll 2013 in einem Radiointerview von seiner Beteiligung an diesem Mord und weiteren Taten gesprochen haben. Ende 2003 überlebte ein Rechtsanwalt schwer verletzt mehrere Schüsse, rund drei Jahre später sollen Mitglieder der im Volksmund Junglers genannten Einheit Patrol Team einen mutmaßlichen Gegner des gambischen Präsidenten Yahya Jammeh erschossen haben.

Jammeh hatte 22 Jahre lang diktatorisch als Staatschef des kleinen westafrikanischen Landes geherrscht. Dem Ex-Präsidenten, der nach seiner Abwahl Anfang 2017 ins Exil nach Äquatorialguinea ging, werden zahlreiche Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen. Im Fall einer Verurteilung droht dem 46-Jährigen, der in Untersuchungshaft sitzt, eine lebenslange Freiheitsstrafe. (APA, 25.4.2022)