Für Klima- und Umweltschutz braucht es nicht immer politische Maßnahmen. Auch Privatpersonen können in ihrem eigenen Reich das Klima schützen und die Biodiversität vorantreiben. Mit einigen Tipps lässt sich ein Garten in eine Oase für Insekten und Tiere verwandeln.

Das wichtigste Stichwort lautet "Vielfalt", erklärt Dominik Linhard von Global 2000. "Ein jeder kann mit dem Garten, dem Balkon oder Fensterbankerl etwas für die Artenvielfalt leisten", ist sich der Experte sicher. Diese Meinung teilt auch Katja Batakovic von der Initiative Natur im Garten. Ihr wichtigster Tipp: "Pflanzen Sie so viel wie möglich." Denn Pflanzen können den Garten kühlen, Bäume funktionieren wie natürliche Klimaanlagen.

Doch nicht jeder Baum und Strauch ist für den klimafitten Garten geeignet. Es ist wichtig, auf heimische Sorten zu setzen, sagen Fachleute – je regionaler, desto besser. Diese Pflanzen sind nicht nur an die örtlichen Bedingungen angepasst – und machen damit weniger Pflegeaufwand –, auch die heimische Tierwelt fühlt sich damit wohler.

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Blühende Sträucher sind für Tier und Umwelt besser als Thujenhecken.
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Von Thujen- und Kirschlorbeerhecken rät Linhard ab und empfiehlt stattdessen blühende Sträucher. Aber auch hier ist Vorsicht geboten: Steril gezüchtete Sorten, wie es bei der Forsythie häufig der Fall ist, produzieren keine Pollen – und sind für Insekten uninteressant. Auch von gefüllten Blüten raten Expertinnen ab. Sie sind für Krabbler weitgehend wertlos, weil die Blüten so dicht wachsen, dass die Tierchen nicht hineinkommen.

Auch auf der Wiese steht Vielfalt über allem. "Ein englischer Rasen ist im Prinzip eine grüne Wüste", sagt Linhard. Der Experte rät, möglichst selten zu mähen und nicht die gesamte Fläche auf einmal. So können Insekten einen Rückzugsort finden. Auch Mähroboter sind nicht ideal, erklärt Pia Euteneuer von der Universität für Bodenkultur. Ihnen würden Tauwürmer zum Opfer fallen – denn die Regenwürmer paaren sich stundenlang an der Bodenoberfläche. "Wer jedes Blättchen zupft und rupft, minimiert damit die Lebensgrundlage von Tauwürmern, die sich ansonsten in die Gartenarbeit einbringen würden." Unkräuter und gefallene Blätter seien außerdem eine gute Nahrungsquelle für viele Tiere.

Illustration: Fatih Aydogdu
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Ein klimafitter Garten sollte zudem möglichst nicht versiegelt sein, erklärt Fachfrau Batakovic. Wege sollten nach Möglichkeit offen bleiben, auf Steingärten verzichtet werden. Wird eine Fläche trotzdem versiegelt, eignet sich Pflasterboden mit breitem Fugenabstand besser als Asphalt – dann kann das Wasser zumindest teilweise versickern.

Schatten gesucht

Darüber hinaus sind Schattenspender wichtig für das Mikroklima – also Bäume und Sträucher. Sie sind nicht nur gute Verstecke für Eidechsen oder Frösche, auch Singvögel können hier Brutplätze bauen. Darüber hinaus können auch offene, stehende Wasserflächen zur Kühlung beitragen. Diese werden in der freien Natur immer weniger, erklärt Linhard. Auch schon kleine Flächen sind sinnvoll, wie etwa Wannen oder Tröge, um Amphibien, Fröschen, Molchen und Libellen einen attraktiven Lebensraum zu schaffen. Insekten können die Teiche außerdem zum Trinken nützen, Vögel für ein Wasserbad. Anders sieht es bei dem in Österreich beliebten Pool aus: "Das ergibt ökologisch gesehen keinen Sinn", sagt Linhard, "davon profitiert nur der Mensch." Schwimmbäder verbrauchen Fläche, und Tiere ertrinken häufig darin, da es keine Ausstiegsmöglichkeiten gibt.

Kleine Holz- oder Steinhaufen bieten einen guten Unterschlupf für Tiere.
Foto: Illustration: Fatih Aydogdu

Wer noch mehr für die Umwelt tun will, kann mit Strukturen für wertvollen Lebensraum sorgen: Holzhaufen, Reisigberge und Steinstrukturen werden von Kröten, Fröschen und Faltern als Versteck oder Winterquartier genützt. Totholz ist zudem ein idealer Lebensraum für viele Käferarten.

Und auch die Wahl der richtigen Blumenerde und Düngemittel spielt eine Rolle: Erde sollte torffrei sein, raten Expertinnen und Experten. Für den Torfabbau werden Moore, die besonders viel Kohlenstoff speichern können, zerstört. Auch Bio-Erde sei kein Garant, dass kein Torf dafür abgebaut wurde, sagt Linhard. Von dem Einsatz chemischer Pflanzenschutzmittel im Hausgarten rät er ab – sie würden nicht nur Blattläuse und Co vernichten, sondern auch andere sogenannte Nichtzielorganismen.

Die gute Nachricht zum Schluss: Wer weniger arbeitet, tut im Garten womöglich der Umwelt etwas Gutes. "Die Aufgeräumtheit hat sich durchgesetzt", sagt Linhard. Dabei könnte auch in der Wildnis Ordnung herrschen. "Gut wäre, ein bisschen weniger zu tun, dann profitiert die Natur meistens davon." (Nora Laufer, 26.4.2022)