Verbund-Chef Michael Strugl ist auch für das laufende Geschäftsjahr voller Zuversicht.

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Österreichs größter Stromerzeuger Verbund kann weiter aus dem Vollen schöpfen. Kräftig gestiegene Strompreise haben dem teilstaatlichen Unternehmen bereits im Vorjahr ein Rekord-Konzernergebnis von 873,6 (2020: 631,4) Millionen Euro beschert. Heuer dürften die Zahlen alles bisher Gesehene sprengen, wobei von bis zu zwei Milliarden Euro Nettogewinn die Rede ist.

Haupttreiber der Strompreise im Großhandel sei das Erdgas, wies Verbund-Chef Michael Strugl bei der virtuell abgehaltenen Hauptversammlung am Montag hin. Von den gut acht Milliarden Kubikmetern Erdgas, die in Österreich pro Jahr verbraucht werden, landen etwa 30 Prozent in Kraftwerken zur Gewinnung von Wärme und Strom.

Einheitspreisverfahren

Neben dem Verbund, der das große, aber teure Gaskraftwerk in Mellach bei Graz immer anfährt, wenn kurzfristig Schwankungen im Stromnetz auszugleichen sind, nutzen auch Landesenergieversorger wie EVN oder diverse Stadtwerke Erdgas als Energieträger. Weil der Strompreis im Großhandel europaweit im sogenannten Einheitspreisverfahrensweg ermittelt wird, bestimmt das letzte, zur Abdeckung der gesamten nachgefragten Strommenge nötige Kraftwerk den Preis aller auch günstiger produzierenden.

Der Vorteil des Verbunds ist, viele längst abgeschriebene Kraftwerke mit niedrigen Produktionskosten im Portfolio zu haben. Den Einwand, der Verbund sollte angesichts der finanziellen Nöte vieler Haushalte und wirtschaftlicher Probleme von Unternehmen Strom günstiger abgeben, wies Verbund-Chef Strugl schon bei der Präsentation der Jahresergebnisse Mitte März zurück. Man setze sich andernfalls dem Vorwurf der Untreue aus. 74 Prozent der Strommenge, die der Verbund heuer produzieren wird, seien schon verkauft. Dem sei ein durchschnittlicher Strompreis von 120 Euro je Megawattstunde unterstellt, sagte Finanzvorstand Peter Kollmann.

Knapp 186 Millionen Euro für Staatskasse

Weil der Staat 51 Prozent an Verbund hält, bekommen der Steuerzahler und die Steuerzahlerin zumindest indirekt Geld zurück. Die Hauptversammlung hat den Dividendenvorschlag des Vorstands angenommen, sodass mit Stichtag 13. Mai pro Verbund-Aktie 1,05 Euro zur Auszahlung gelangen, in Summe 364,8 Millionen Euro. Der Finanzminister kann folglich schon bald mit dem Eingang von knapp 186 Millionen Euro rechnen. (Günther Strobl, 25.4.2022)