53 Millionen Tonnen Elektroschrott fallen weltweit jährlich an. Österreich liegt beim Recycling mit 50 Prozent über dem EU-Schnitt.

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Wien – Eine neue Kaffeemaschine, ein neues Handy, ein neuer Wasserkocher: Gerätschaften wie diese seien oft nur einen Klick entfernt. Das ist laut Klimaschutzministerium Leonore Gewessler einer der Gründe, warum Reparieren noch keineswegs eine Selbstverständlichkeit sei. Dazu komme, dass Reparieren den Ruf habe, teuer zu sein. Und zu guter Letzt wüssten viele Konsumenten und Konsumentinnen gar nicht, wohin sie sich mit dem Wunsch, Altgeräte wieder herrichten zu lassen, hinwenden sollen. Dabei "hat sich unsere Umwelt Reparieren verdient", wirbt die grüne Ministerin dafür, den österreichweiten Reparaturbonus in Anspruch zu nehmen.

Was gefördert wird

Österreich startet Dienstag als erstes Land Europas mit dem landesweiten Reparaturbonus für alte Elektrogeräte. Gefördert wird die Reparatur und/oder der Kostenvoranschlag für Reparaturarbeiten von fast allen Elektro- und Elektronikgeräten, die üblicherweise in Privathaushalten in Verwendung sind, also solche mit Netzkabel, Akku, Batterie oder Solarmodulen. Dazu gehören Kaffeemaschinen, Wasserkocher, Haarföhne, Fernsehgeräte, E-Pianos, Elektrogitarren, Hi-Fi-Anlagen, Smartphones, Notebooks, E-Bikes, Blutdruckmessgeräte, aber auch Bohrmaschinen und Hochdruckreiniger. Auch Reparaturen nicht elektronischer Bauteile wie beispielsweise eines defekten Rads eines Staubsaugers fallen unter den Reparaturbonus. Nicht gefördert werden beispielsweise Gasherde, Benzinrasenmäher oder Notstromaggregate.

Wie gefördert wird

Jeder Reparaturbon deckt 50 Prozent der Reparaturkosten bis zu einer Höchstgrenze von 200 Euro – pro Gerät. Privatpersonen können einen Gutschein auf der Homepage Reparaturbonus herunterladen, um ihn – digital oder ausgedruckt – innerhalb von drei Wochen bei teilnehmenden Betrieben (laut Gewessler über 1.200 in Österreich) einzulösen. Lässt man die Frist verstreichen, verfällt der Bon ohne Konsequenzen. Sobald der Gutschein eingelöst wird, kann ein neuer beantragt werden. Für einen Kostenvoranschlag sind maximal 30 Euro beziehungsweise 50 Prozent der förderungsfähigen Bruttokosten förderbar.

Für alle teilnehmenden Betriebe sind eine Niederlassung in Österreich und eine einschlägige Gewerbeberechtigung, etwa im Bereich Elektrotechnik, erforderlich. Konsumenten müssen ihren Wohnsitz in Österreich haben. Der Bonus läuft bis 2026 und ist mit einem Volumen von insgesamt 130 Millionen Euro ausgestattet.

Steuerliche Vorteile

Die Umweltschutzorganisation Global 2000 begrüßte die Förderung, forderte aber gleichzeitig eine Ausweitung der Förderung auf alle Produktgruppen und steuerliche Vorteile für Reparaturen. Nur durch die Vermeidung von Neukäufen sei "der Übergang zu einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft" zu schaffen, so Ressourcensprecherin Anna Leitner.

Die Wirtschaftskammer (WKÖ) bezeichnete den Reparaturbonus als "Win-win-Situation für Umwelt und Verbraucher". Die Beteiligung der Betriebe sei hoch, das bestätige, dass im österreichischen Handwerk und Gewerbe "äußerst nachhaltig gewirtschaftet" werde, sagte Bundessparten-Obfrau Renate Scheichlbauer-Schuster. (Regina Bruckner, 26.04.2022)