Earvin "Magic" Johnson (Quincy Isaiah) führte die Los Angeles Lakers in der NBA zu vier Meisterschaften.

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Los Angeles, 1979 – Basketball ist wie guter Sex, sagt Jerry Buss: "Man ist ständig in Bewegung, es ist rhythmisch." Es gebe keine Helme oder Polster als Schutz, und: "Jeder einzelne Spieler hat seine eigene Methode, seinen eigenen Stil, das ist sexy." Dass Buss weiß, wovon er spricht, ist zumindest für Basketball überliefert. Unter Buss' Ägide holten sich die LA Lakers mit Stars wie Kareem Abdul-Jabbar, Earvin "Magic" Johnson oder Kobe Bryant insgesamt zehn Meisterschaften.

Jede Menge Stoff also, um daraus eine große Serie zu stricken, die nicht nur für Basketball-Aficionados interessant ist. Denn "Winning Time: Aufstieg der Lakers-Dynastie" zeigt abseits des Mikrokosmos Basketball auch das Lebensgefühl und die Realität im Los Angeles Ende der 1970er-Jahre. Während die Weißen opulente Partys feiern, gewinnen Afroamerikaner die NBA-Meisterschaften. Die ersten zwei Folgen der zehnteiligen HBO-Produktion unter der Regie von Adam McKay ("Succession", "Don’t Look Up") sind seit Montag auf Sky zu sehen.

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Die Serie steigt mit einem Paukenschlag im Jahr 1991 ein – "Magic" Johnsons (Quincy Isaiah) HIV-Diagnose –, um gleich danach die Erfolgsgeschichte des 2,06 Meter großen Basketballstars aufzurollen. Und die ist untrennbar mit LA-Lakers-Mehrheitseigentümer Jerry Buss verbunden, großartig gespielt von John C. Reilly, dem Hauptakteur der Serie.

Übernahme der Lakers für 67 Millionen Dollar

Buss ist nicht nur ein Fixstern in Hugh Hefners riesigem "Playboy"-Universum, er ist auch ein erfolgreicher Geschäftsmann, der sein Geld mit Immobilien macht. Um sich den Traum von der Übernahme der LA Lakers zu erfüllen, kratzt er seine letzten Dollar zusammen. In Summe sind es 67 Millionen Dollar, die er im Jahr 1979 hinblättert, um eine neue Ära im Basketball einzuläuten. Denn Buss will nicht nur die Lakers auf Vordermann bringen und die Dominanz der Boston Celtics brechen, sondern die gesamte US-Basketballprofiliga NBA attraktivieren. Zusätzlich zu den Lakers übernimmt er auch den Eishockeyverein Los Angeles Kings, wo später auch ein gewisser Wayne Gretzky aufgeigen sollte.

Jerry Buss (John C. Reilly).
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Anleihen für mehr Glamour nimmt sich Buss beim legendären Nachtclub The Horn. Gemeinsam mit seiner Managerin (Gaby Hoffmann, "Transparent") inszeniert er die Matches im Stadion als gesellschaftliche Events mit Tänzerinnen und Livebands, was diverse Hollywoodstars anlockt. Und schon ist der Rahmen da, der die Basketballer zu noch größeren Superstars macht.

Erster im NBA-Draft

Den Schlüssel zum sportlichen Erfolg sollte ein 19-Jähriger aus Michigan liefern: Earvin "Magic" Johnson. Nach dessen Titelgewinnen in Highschool und College wählen ihn die Lakers im NBA-Draft, wo es um die Rechte an Nachwuchsspielern geht, an erster Stelle aus. Was folgt, ist ein Tauziehen um dessen Gehalt. Johnsons großes Selbstvertrauen geht mit großen Forderungen einher. Sein Salär wird sich auf rund 500.000 Dollar pro Saison belaufen, der zweithöchste Rookie-Vertrag in der Geschichte der NBA.

Nach der Verpflichtung Johnsons muss Lakers-Coach Jerry West (Jason Clarke) eine Formation rund um "Magic" formen, was nicht so leicht ist. West wollte lieber einen anderen Rookie verpflichten. Mit Kareem Abdul-Jabbar und Norm Nixon stehen bereits zwei Leuchttürme im Team, die ihren Platz an der Sonne nur ungern teilen möchten. West wirft entnervt das Handtuch.

West und Riley

Er spielte selbst zwischen 1960 und 1974 für die Los Angeles Lakers. Legendär sind seine sechs Finalniederlagen en suite, alleine fünfmal hintereinander gegen die Boston Celtics. Obwohl er im Jahr 1971 eine Meisterschaft gewann, bezeichnete er sich gerne als "ewigen Zweiten". Immerhin: Das NBA-Logo ist seiner Silhouette nachempfunden. West wird auch "The Logo" genannt. Nach West tritt Pat Riley (Adrian Brody) auf den Plan. 1972 gewann er als Spieler mit den Lakers die NBA-Meisterschaft. Ab 1981 triumphiert er als Trainer viermal mit den Lakers.

"Winning Time: Aufstieg der Lakers-Dynastie" basiert auf dem Sachbuch "Showtime: Magic, Kareem, Riley, and the Los Angeles Lakers Dynasty of the 1980s" des Sportjournalisten Jeff Pearlman. Regisseur Adam McKay hat daraus eine faszinierende Geschichte über eine schillernde Gesellschaft gemacht, die Teile ihres Egos aus dem Sport speist, aber als Serie weit mehr ist als die bloße Faszination für den Slam Dunk. HBO hat bereits eine zweite Staffel in Auftrag gegeben. (Oliver Mark, 27.4.2022)