Die Kräne drehen sich vielerorts.

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In den Ballungsräumen des Landes drehen sich seit einigen Jahren die Baukräne. In Städten wie Wien und Graz wurden zuletzt viele Wohnungen gebaut. Was genau gebaut wurde oder aktuell gebaut wird, hat sich das Unternehmen Exploreal mit dem Fachverband der Immobilien- und Vermögenstreuhänder der Wirtschaftskammer für den "Ersten Österreichischen Neubaubericht" angeschaut. Den Bericht will man künftig jährlich aktualisieren.

Demnach wurden bzw. werden von 2020 bis 2022 österreichweit 138.600 Wohneinheiten fertiggestellt. In den Vorjahren waren es je etwa 43.500. Das Jahr 2022 könnte mit 51.500 Einheiten ein Ausreißer nach oben sein. Mehr als 20.000 der Wohnungen werden heuer in Wien fertig, damit werden die beiden auch schon starken Vorjahre in der Bundeshauptstadt wohl noch einmal übertroffen. Allerdings rechnet Gerald Gollenz vom Fachverband damit, dass diese Zahl sich für heuer noch reduziert, unter anderem wegen der aktuell hohen Baukosten.

Durchschnitt: 68 Quadratmeter

Der Stahlpreis habe sich beispielsweise innerhalb eines Jahres fast verdoppelt. Das bedeute für eine Wohnung Mehrkosten beim Kaufpreis von 15.000 bis 20.000 Euro. Das eine oder andere Projekt werde daher wohl noch bis zu einer Normalisierung aufgeschoben werden.

Was aus dem Bericht auch hervorgeht: Die durchschnittliche Neubauwohnung hat in Österreich knapp 68 Quadratmeter, sie befindet sich in einem Wohnhaus mit 28 Einheiten. Wobei es regionale Unterschiede gibt: Am größten sind die Wohnungen im Schnitt beispielsweise in Kärnten (77 Quadratmeter), am kleinsten in Wien mit nur 58 Quadratmetern.

Balkon als Fixstarter

Ganz und gar einheitlich ist dafür im ganzen Land die Frage, ob mit oder ohne Balkon gebaut wird: Fast 95 Prozent der Wohnungen verfügen über eine Freifläche.

Bei Neubauprojekten in Wien liegt der Durchschnittspreis mittlerweile bei 6.400 Euro pro Quadratmeter, "mit sehr deutlichen Steigerungsraten" und Zuwächsen von zehn Prozent im Jahr, wie Matthias Grosse von der Bauträgerdatenbank Exploreal betonte.

Anders schaut die Situation im Mietsegment aus. Die Durchschnittsmiete bei Neubauprojekten liegt in Wien bei zwölf Euro mit einer jährlichen Steigerung von nur zwei bis drei Prozent.

Gegenangebote stellen

Dass die Mieten moderater steigen als die Immobilienpreise, liegt am teils schon sehr großen Angebot an Wohnungen, das in Wien und Graz die demografisch bedingte Nachfrage längst und sehr deutlich übersteigt. Das liegt auch daran, dass Investoren das Wohnen in den letzten Jahren als Assetklasse entdeckt haben und oft ganze Wohnhäuser aufgekauft haben, um die Wohnungen dann lukrativ zu vermieten.

Michael Pisecky vom Fachverband beobachtet daher einen "Preisdruck bei Mieten". Den habe es in den letzten Jahren im Luxussegment gegeben, mittlerweile müsse man aber auch bei Mieten unter 1.000 Euro zwischen Vermieter und Mieter vermitteln. Auch Gegenangebote vonseiten der Mieter gebe es.

Für Investoren, die sich mit bestimmten Mietvorstellungen Wohnhäuser gekauft haben, bedeute das: Sie können die Entwicklung aussitzen, ihre Mieten nach unten anpassen oder die Wohnungen einzeln abverkaufen.

Nervös machen die hohen Fertigstellungszahlen die Experten nicht. Es gebe derzeit ein "bisschen Überhang", aber der verflache sich wieder, weil in den nächsten Jahren weniger gebaut wird, ist Pisecky überzeugt. (Franziska Zoidl, 26.4.2022)