Urlaub am See – im Bild der Wörthersee in Kärnten – stand in den vergangenen zwei Jahren Corona-bedingt bei Gästen besonders hoch im Kurs. Heuer könnte so mancher oder so manche doch wieder das Mittelmeer vorziehen.

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Wer heuer einen Urlaub plant, muss sich auf die kräftigsten Preissteigerungen seit langem einstellen. Teure Energie, deutlich höhere Beschaffungskosten gepaart mit Personalmangel und der daraus entstehenden Notwendigkeit, Köchinnen, Kellnern und anderen Bediensteten mehr zu zahlen, sei eine Mischung, die nur durch höhere Zimmerpreise abzufangen sei. Susanne Krauss-Winkler, Obfrau des Fachverbands Hotellerie in der Wirtschaftskammer Österreich, rechnet mit Preiserhöhungen von zehn bis 15 Prozent im Schnitt, wie sie am Dienstag sagte.

Einige Betriebe hätten die Preise bereits im Vorjahr erhöht und könnten es sich leisten, heuer die Preise moderater anzupassen. Auch mache es einen Unterschied, ob Hotels Verträge mit Reiseveranstaltern hätten oder Gäste in erster Linie über Buchungsplattformen oder die eigene Homepage abholten. Erstere würden sich schwerer tun, ihre Preise in dem Ausmaß zu erhöhen, wie es betriebswirtschaftlich an und für sich notwendig wäre, weil Reiseveranstalter zu große Sprünge nicht akzeptierten. Eines sei jedenfalls klar, sagte Krauss-Winkler: "Wir stehen am Beginn eines Strukturwandels." Davon seien Betriebe aller Hotelkategorien betroffen.

Strukturwandel in der Branche

Strukturwandel heiße, dass der eine oder andere Betrieb werktags eventuell auf das Abendgeschäft im Restaurant verzichte oder den einen oder anderen Ruhetag einschiebe, wenn nicht genügend Personal zur Verfügung stehe. Laut einer vom Beratungsunternehmen mrp-hotels im Auftrag der Wirtschaftskammer gemachten Analyse ist die Profitabilität in der Branche zuletzt um 20 Prozent eingebrochen. Vor allem einzelne Pensionen und fast die gesamten Airbnb-Unterkünfte seien vom Markt verschwunden. Sie gehen aber auch nicht ab," sagte Martin Schaffer, Geschäftsführer von mrp-hotels, bei der Vorstellung der Analyseergebnisse.

Insgesamt fehlen in der Hotellerie und Gastronomie rund 35.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Im Februar waren knapp 14.000 Stellen zu besetzen, vorgemerkte Arbeitslose im Tourismusbereich gab es 7.000. Krauss-Winkler fordert einmal mehr einen leichteren Zugang von Arbeitskräften aus Drittstaaten. Mehr als 70 Prozent der Betriebe sagten, dass der Mitarbeitermangel für sie ein Problem darstelle.

Inflationsängste und Buchungszurückhaltung

Die aus der ersten Aprilhälfte datierende Umfrage der Wirtschaftskammer mit Rückmeldungen von mehr als 700 Betrieben zeigt laut Krauss-Winkler auch eine hohe Unsicherheit in der Branche – Stichwort Inflation. Diese führe nicht nur zu Sorgen bei den Unternehmern, sondern habe auch Zurückhaltung bei den Buchungen zur Folge.. "Die Kurzfristigkeit wird immer kürzer. Inzwischen geht es oft um zwei, drei Tage – manchmal noch weniger. Früher hieß kurzfristig etwa zwei Wochen", sagte Krauss-Winkler.

Mit der Nachfrage für den heurigen Sommer sind immerhin 56 Prozent der Hoteliers zufrieden, zeigt das Umfrageergebnis. Ein Drittel der Betriebe rechnet mit einer Auslastung von mehr als 70 Prozent, ein weiteres Drittel erwartet eine Auslastung von mehr als 50 Prozent, der Rest weniger. Die Vorsaison läuft hingegen etwas mühsamer an.

Ostern verlief für 60 Prozent der befragten Betriebe nicht oder gar nicht zufriedenstellend. 40 Prozent waren sehr zufrieden oder zufrieden. (Günther Strobl, 26.4.2022)