Der gefeierte Macho-Maestro Marius Atterson (Ulrich Tukur) mit seiner Mama, gespielt von Christine Ostermayer.

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Attersons wütende und ebenso machtbewusste Ex-Frau Beate Zierau, verkörpert von Catrin Striebeck.

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Attersons Meisterschülerin, die junge Dirigentin Karina Samus (Laura de Boer).

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In Salzburg geht es hoch her, just zum 100-Jahr-Jubiläum werden die Salzburger Festspiele von einem #MeToo-Skandal erschüttert. Präsidentin Hedi Gebetsroither (Michou Friesz) und Intendant Christoph Winterblum (August Zirner) haben viel zu tun, die Wogen zu glätten und die Premiere von "Don Giovanni" zu retten.

In "Die Unschuldsvermutung" spielt Ulrich Tukur am Mittwoch im Hauptabend von ORF 2 – nachzusehen auch hier in der ORF-TVThek – den gefeierten Dirigenten Marius Atterson, einen machtgeilen Chauvinisten, der seine Stellung und Berühmtheit gnadenlos ausnutzt, um Frauen ins Bett zu bekommen. Er nimmt sich, was er will, Respekt hat er Frauen gegenüber nicht. Nur über seine Mama (Christine Ostermayer) lässt er nichts kommen.

Die Rache der Frauen

Doch irgendwann ist Schluss mit lustig, auch wenn er das als selbstverliebter Gockel nicht wahrhaben will. Denn lustig finden die Frauen sein Verhalten schon lange nicht mehr – es ist Zeit für Rache. Atterson bekommt es nicht nur mit seiner ebenso wütenden wie selbstbewussten und despotischen Ex-Frau, der bekannten Regisseurin Beate Zierau (großartig: Catrin Striebeck), zu tun. Und die ehrgeizige junge Journalistin Franziska Fink (Marie-Christine Friedrich) wittert eine große Story, will Attersons Verhalten öffentlich machen und gibt sich dafür – journalistisch unlauter – als Lockvogel her.

Sehr ungut und angriffig – im wahrsten Sinne des Wortes – war Atterson auch gegenüber seiner Agentin Ada (Daniela Golpashin), auch sie will mit ihm nichts mehr zu tun haben, sinnt auf Rache und will ihn bloßstellen. Und seine Meisterschülerin Karina Samus (Laura de Boer) erwartet ein Kind von ihm. Die drei junge Frauen hauen sich also auf ein Packerl, um den Umtrieben des Macho-Maestros ein Ende zu setzen.

Ironische Nabelschau auf Festspielbetrieb

Mit "Die Unschuldsvermutung" gelingt Autor und Regisseur Michael Sturminger – er selbst inszenierte bei den Salzburger Festspielen den "Jedermann" mit Lars Eidinger und "Tosca" mit Anna Netrebko – eine ironische Nabelschau auf die Salzburger Festspiele, auf ihre Eitelkeiten und Machtspielchen.

"Ich hoffe, dass dieser Einblick in die Welt der Oper den Zusehern Freude macht. Selbstironie ist beim Schreiben einer Komödie sicher die wichtigste Voraussetzung – über wen kann man denn besser lachen als über sich selbst. Selbstverständlich liegen hinter vielen Details aus dem Drehbuch Erfahrungen aus dem echten Theaterleben, doch war es mir ein Anliegen, den Film mit Leichtigkeit zu erzählen", sagt Struminger.

Das gelingt ihm über weite Strecken, was vor allem an der brillanten schauspielerischen Leistung von Ulrich Tukur als arroganter, selbstverliebter und doch so charmanter und witziger Maestro liegt. Nur manchmal trägt das Drehbuch allzu dick auf, etwa dann, wenn Atterson von seiner Ex-Frau gefesselt und blutig geschlagen wird. Oder am Ende die junge Dirigentin Karina Attersons Platz am Dirigentenpult einnimmt und vom Publikum hymnisch gefeiert wird. (Astrid Ebenführer, 27.4.2022)