Bettina Masuch, neue künstlerische Leiterin im Festspielhaus St. Pölten, präsentiert ihr Programm.

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Kommende Saison legt Bettina Masuch, neue künstlerische Leiterin im Festspielhaus St. Pölten, mit ihrem Programm los. Nach neun Spielzeiten unter Brigitte Fürle, die dem Haus erfolgreich ein markantes Mehrsparten-Profil mit Schwerpunkt Tanz verliehen hat, kommt mit Masuch (58) abermals eine ausgewiesene Tanz- und Theaterexpertin in die niederösterreichische Landeshauptstadt. Anfänglich war sie Dramaturgin in Brüssel und Berlin, unter anderem bei Christoph Schlingensief und der Choreografin Meg Stuart. Zuletzt ab Mitte der Zehnerjahre hat Masuch das Düsseldorfer Tanzhaus NRW von einer Allerweltsinstitution zum Hotspot für zeitgenössische Choreografie entwickelt.

Start im Oktober

Was die ästhetisch und gesellschaftlich extrem wache Neo-Intendantin vorhat, wird dem Potenzial des Hauses mit seinem großen Einzugsgebiet in Niederösterreich und von Linz bis Wien durchaus gerecht. Den Auftakt ab 7. Oktober macht der flämisch-marokkanische Star-Choreograf Sidi Larbi Cherkaoui mit seiner neuen Arbeit über kulturelle Identität: "Vlaemsch (chez moi)". Für das Bühnenbild sorgt Hans Op de Beeck, dessen Ausstellung 2019 in Krems noch in bester Erinnerung ist, die Musik kommt von dem internationalen Ensemble für Alte Musik Ratas del viejo Mundo (übersetzt: Ratten der alten Welt). In der Woche darauf folgt "Soul Chain" der Israelin und Ex-Tänzerin der Batsheva Dance Company, Sharon Eyal. Die 17 Tänzerinnen und Tänzer in diesem hoch zeitgenössischen Ballett hat sich Eyal aus Mainz geholt.

De Keersmaeker mit Mozart

Vor Weihnachten gastiert Anne Teresa De Keersmaeker mit "Mozart / Concert Arias" – ein Klassiker dieser auch bei Impulstanz und den Wiener Festwochen heiß begehrten Choreografin. Uraufgeführt wurde das auf Mozart-Liebesarien gebaute Kostüm-Tanzstück, es tanzt das Opera Ballet Vlaanderen, vor 30 Jahren.

Die Musik kommt vom Tonkünstler-Orchester, mit dem Bettina Masuch ausgiebig zusammenarbeitet. Neben ihrem reichhaltigen Tanzprogramm bleibt die frisch gebackene Intendantin dem Festspielhaus-Fixpunkt Neuer Circus treu: Im November zeigt die Groupe Acrobatique de Tanger marokkanische Körpervirtuosität unter dem Titel "Fiq!" ("Wach auf!"), eine farbenfreudige Show zwischen Breakdance und Freestyle-Fußball. Ein Highlight des üppigen Musikprogramms wird der audiovisuelle Abend "Last and First Men" (Stimme: Tilda Swinton) von Jóhann Jóhannsson sein.

Auch in diesem Werk des früh verstorbenen, genialen isländischen Komponisten spielen die Tonkünstler. Weiters treten im Lauf der Saison Mnozil Brass, Manu Delago, Voodoo Jürgens, Aynur und Sophie Hunger auf. (Helmut Ploebst,27.4.2022)