Soll keiner sagen, Medien seien der Stadt nicht wichtig. 2021 schaltete Wien in heimischen Medien Inserate in der Höhe von 24,2 Millionen Euro. Seit Jahren hat die Bundeshauptstadt die Spendierhosen an – besonders wenn es darum geht, den Boulevard großzügig mit Anzeigen zu versorgen. Geradezu lachhaft machen sich im Gegensatz dazu jene 500.000 Euro aus, die der Bürgersender Okto-TV 2022 bisher von der Stadt Wien ausgeschüttet bekam – und die überraschend gestrichen werden. Nach 16 Jahren scheint das Projekt Community-TV in dieser Form Geschichte.

"Okto goes Mittelschule" – eines von vielen Projekten, das der Community-Sender in den 16 Jahren seines Bestehens realisierte.
Foto: okto tv

Man wolle lineares Fernsehen nicht mehr fördern, heißt es aus dem Büro von Finanzstadtrat Peter Hanke und verweist auf Ausbildung und Social Media im Rahmen der Wiener Medieninitiative. Medienkompetenz für junge Menschen ist ein löbliches Ziel, Okto-TV versteht sich aber als generationenübergreifendes Projekt und ist Symbol für Vielfalt und Diversität. Abseits des Mainstreams bietet der Sender vielen eine Heimat – Zuseherinnen wie Programmmachern.

Der Imageschaden für die rot-pinke Stadtpolitik ist beträchtlich. Geld für Partizipation, Bürgerbeteiligung und gelebte Demokratie zu streichen ist das falsche Signal. Schon öfter stand Okto vor dem Aus, doch immer konnte in letzter Minute das Ende verhindert werden. Vielleicht überlegen es sich die Entscheider noch einmal. Zu wünschen wäre es. (Doris Priesching, 27.4.2022)