Uno-Generalsekretär António Guterres war in Moskau und wird heute in Kiew erwartet. Er wolle "alles dafür tun, um diesen Krieg zu beenden", hatte er im Vorfeld der Reise getönt. Nun kann man sich freilich fragen, warum er sich erst jetzt aufmacht, über 60 Tage nach Kriegsbeginn.

Uno-Generalsekretär António Guterres mit Wladimir Putin in Moskau.
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Die Antwort liegt in der Natur der Sache: Die Uno spielt in dem Konflikt eine untergeordnete Rolle, weil jede Anklage wegen Bruchs des Völkerrechts oder gar eine Uno-Friedensmission an Aggressor und Vetomacht Russland scheitern würde.

Das ist freilich kein neues Problem, aber in der aktuellen Lage zeigt es umso deutlicher, wie schwerfällig und zahnlos die Uno, die eigentlich geschaffen wurde, um die Welt vor Krieg zu bewahren, in Zeiten akuter Konfrontation ist. Sie kann momentan nicht mehr tun, als Russland über die Generalversammlung zu verurteilen, Fluchtkorridore einzufordern und den Internationalen Gerichtshof für die Zeit nach dem Krieg in Stellung zu bringen. Das juckt Russland nicht.

Trotzdem ist und bleibt die Uno das einzige Gremium, in dem alle Staaten gehört werden. Das macht sie unverzichtbar. Entwickeln kann sie sich derweil in kleinen Schritten. Erst am Dienstag hat die Generalversammlung die "Veto-Initiative" verabschiedet, nach der sie automatisch befasst wird, wenn im Sicherheitsrat eine Entscheidung an einem Veto scheitert. Die Spaltung der Welt verhindert das nicht, aber zumindest setzt sie die Aggressoren unter Rechtfertigungsdruck. (Manuela Honsig-Erlenburg, 28.4.2022)