Das Implantat im Vergleich mit einer Vierteldollarmünze.

Foto: Bioinduction

Zittern, langsame Bewegungen, steife Muskeln – damit müssen sich Betroffene der neurodegenerativen Erkrankung Morbus Parkinson herumschlagen. Eine Heilung für sie gibt es noch nicht, doch bei der Bekämpfung der Symptome werden immer wieder Fortschritte erzielt.

Viel Hoffnung ruht dabei auf Gehirnimplantaten, die gegensteuern sollen, wenn Nervenzellen im Gehirn aus der Reihe tanzen und es mit Impulsen fluten. Diese Hoffnung bestärkt auch der Brite Tony Howells, der gegenüber der BBC von seinen Erfahrungen berichtet.

Er bekam 2019 im Southmead Hospital in Bristol das "Deep Brain Stimulation"-Implantat Picostim der Firma Bioinduction eingesetzt. Die dafür notwendige Operation dauert etwa drei Stunden. Befestigt wird es in einer eigens angelegten Kerbe auf der Oberseite des Schädelknochens. Silikon schützt die Hardware vor dem Kontakt mit dem Körper und damit auch vor adversen Reaktionen des Immunsystems.

Foto: Oxford University/Tim Denison

Von dort aus führen Elektroden in einen tief im Inneren des Gehirns liegenden Bereich, den Nucleus subthalamaticus. Gezielte Elektrostimulation soll hier das anormale Verhalten der betroffenen Nervenzellen unterbinden. Das DBS-Implantat, das Howells im Rahmen einer Untersuchung mit 25 Probanden testet, ersetzt frühere Geräte mit recht großem Akku, die in einem doppelt so langen Eingriff in den Brustbereich verpflanzt werden.

Lange Spaziergänge und Golf

Die Auswirkungen auf sein Leben seien "erstaunlich" gewesen, ist Howells voll des Lobes über seine bisherigen Erfahrungen. "Man kann sich nicht vorstellen, wie frustrierend [das Leben mit Parkinson] ist, bis es einen selbst erwischt. Selbst das Binden von Schuhbändern wird zu einer großen Herausforderung", so der Brite. Nun spiele er wieder Golf.

Bioinduction Ltd

Generell habe sich seine Mobilität deutlich verbessert. Als er vor der Operation am Boxing Day mit seiner Frau spazieren war, schaffte er es keine 200 Meter weit, ehe er wieder umdrehen musste. Am Boxing Day nach der Operation spazierte das Paar vier Kilometer weit und hätte auch noch weiter gehen können.

Geeignet ist das Implantat insbesondere für jüngere Parkinson-Patienten. In späteren Krankheitsphasen kommt es auch zunehmend zu kognitiven Einschränkungen. Von den 140.000 Menschen im Vereinigten Königreich, bei denen Parkinson diagnostiziert wurde, käme rund ein Zehntel für ein Hirnimplantat infrage, sofern der Test weiter so erfolgreich verläuft.

Laut dem österreichischen Gesundheitsportal sind hierzulande rund 20.000 Personen von Parkinson betroffen. In Deutschland sind es laut der Parkinson-Gesellschaft etwa 400.000. (gpi, 28.4.22)