Intendantin Elisabeth Schweeger plant buntes Programm



Foto: APA / Barbara Gingl

Rund ein halbes Jahr ist die Kulturmanagerin Elisabeth Schweeger als künstlerische Leiterin der Kulturhauptstadt Salzkammergut – Bad Ischl 2024 im Amt. Am Mittwoch präsentierte sie in Bad Ischl eine erste Vorschau auf das Programm. Die Zeit dränge, sagte Schweeger; sie folgte Stephan Rabl, der nach internen Querelen von den Gesellschaftern der Kulturhauptstadt GmbH vergangenes Jahr abberufen worden war. Aber man habe 73 Prozent der Projekte bereits durchgearbeitet.

Herausgekommen ist ein bunter Strauß, der statt eines stringenten roten Fadens gleich mehrere Fäden anbietet, anhand derer sich Einheimische und Gäste der Region durch das Kulturhauptstadt-Labyrinth tasten können.

Trinkhalle in Bad Ischl

Es gibt, wie könnte es in Ischl anders sein, Operette zur Eröffnung: Eine Frau, die weiß, was sie will des jüdisch-österreichischen Komponisten Oscar Strauß als Gastspiel der Komischen Oper Berlin. Es wird aber auch eine Spurensuche im Toten Gebirge und im Höllengebirge geben: geführte Wanderungen mit Bergführerinnen und Historikern zu den Stätten des Widerstands und der Verfolgung in der NS-Zeit.

Zwischen diesen Polen schwirrten bei der Präsentation am Mittwoch die verschiedensten Projekte durch die Trinkhalle in Bad Ischl: Tourismus und Overtourism werden ebenso eine Rolle spielen wie die Habsburger, die jüdische Sommerfrische oder der Versuch, die vielen Musikvereine einzubinden. Mit den lokalen Volksmusikanten und Volksmusikantinnen startet der Dirigent Franz Welser-Möst eine eigene "Hausmusik-Roas".

Das Theater Ecce von Reinhold Tritscher beschäftigt sich frei nach Calderón de la Barca mit dem großen Welttheater, es wird viel in Sachen Ökologie, Regionalität, aber auch neue Musikfestivals digitaler Natur auf die Region zukommen.

Motto: "23 für 24"

Und manches davon klingt dann ausgesprochen profan, ist aber für die Region von großer Bedeutung. Man werde versuchen, die Kulturhauptstadt 2024 dazu zu nutzen, Fahrpläne für Zug und Bus zu implementieren, dass die Leute auch noch um 23 Uhr sicher nach Hause kommen, wo aktuell schon um 18 Uhr Schluss ist.

Dass sich das Vorhaben mit gleich mehreren der sprichwörtlichen roten Fäden präsentiert, ist der Struktur der Region geschuldet. Intendantin Schweeger kleidet das launisch in den Slogan "23 für 24". Soll heißen: Bad Ischl ist zwar die Bannerstadt, aber es sind 23 Gemeinden im oberösterreichischen und im steirischen Salzkammergut, die 2024 Kulturhauptstadt sind. Da sind mögliche assoziierte Projekte auf der Salzburger Seite noch gar nicht mitgezählt.

Helga Rabl-Stadler

Wer die Region kennt und weiß, wie geografisch eng dort politische wie kulturelle Gegensätze beieinanderliegen, versteht, warum es nicht den einen roten Faden geben kann, sondern mehrerer bedarf. Um dem Auftritt der Kulturhauptstadt nach dem verhatschten Start etwas mehr Drive zu geben, wurde ein Promi-Komitee ins Leben gerufen: In dem Komitee finden sich Tom Neuwirth alias Conchita Wurst, Hubert von Goisern, Franz Welser-Möst, Klaus Maria Brandauer ebenso wie Xenia Hausner, Johanna Mitterbauer, Aleida Assmann und Helga Rabl-Stadler. Und weil es ums Salzkammergut geht, darf Salzbaron Hannes Androsch natürlich nicht fehlen.

Schmales Budget

Die Prominenten werden wohl mithelfen müssen, noch zusätzliches Sponsorengeld aufzutreiben. Denn mit rund 25,8 Millionen Euro ist das Budget eher schmal bemessen, 15 Millionen davon sind für kulturelle Vorhaben reserviert, der Rest geht in Marketing und Verwaltung. Linz 2009 hatte mehr als das Doppelte zur Verfügung. Den Titel Kulturhauptstadt 2024 teilt sich Bad Ischl mit Tartu in Estland und Bodø in Norwegen.
(Thomas Neuhold, 28.4.2022)