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Wien – Russlands Invasion in der Ukraine stürzt beide Länder in eine tiefe Rezession. Das Wiener Institut für Internationale Wirtschaftsvergleiche (WIIW) geht in einer aktuellen Analyse davon aus, dass die Wirtschaftsleistung der Ukraine heuer um rund ein Drittel bis zur Hälfte schrumpfen wird.

Wobei die Unterschiede je nach Regionen in der Ukraine beträchtlich sind, heißt es. In den Gebieten, in denen es keine Kämpfe gibt, zeigt sich die Wirtschaft erstaunlich widerstandsfähig. Das Budgetdefizit dürfte auf 25 Prozent des BIP steigen und werde nur mit westlicher Finanzhilfe abzudecken sein.

Düstere Aussichten

In den vom Krieg betroffenen Regionen, wo die Wirtschaft zum Erliegen gekommen ist, wurden bisher 53 Prozent der Wirtschaftsleistung, 43 Prozent der industriellen Produktion und 34 Prozent der Agrarproduktion erwirtschaftet und über die Schwarzmeerhäfen 50 Prozent der Exporte abgewickelt. Die Aussichten für das Land seien düster und hingen nicht zuletzt vom weiteren Verlauf des Krieges ab. "Auch bei einem Waffenstillstand und einer politischen Lösung dürfte ein kräftiger Aufschwung erst 2024 einsetzen, weil private Investoren wohl nur langsam wieder ins Land zurückkommen würden", urteilt Vasily Astrov, Senior Economist am WIIW.

Hohe Inflation

Der Krieg und seine Folgen hinterlassen auch tiefe Spuren in Russlands Wirtschaft. So sei das Produktionsniveau in der Automobilindustrie schon bisher um 50 Prozent gegenüber dem Vorjahr eingebrochen. Neben einem Einbruch von zumindest neun Prozent der gesamten Wirtschaftsleistung sei das Land mit einer Inflation von mindestens 20 Prozent konfrontiert.

Ein Öl- und Gasembargo der EU könnte das russische BIP aber um bis zu 15 Prozent schrumpfen und die Inflation auf 28 Prozent steigen lassen. Das würde die Haushaltseinkommen und damit den privaten Konsum noch weiter reduzieren und die Wirtschaftskrise verschärfen. (rebu, 27.4.2022)