Alles binnen 5.000 Meter Entfernung und unter 2.500 Meter Flughöhe läuft Gefahr, vom Flugabwehrkanonenpanzer Gepard abgeschossen zu werden.

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"Eine Raubkatze verlässt die Bühne." So eröffnete die deutsche Bundeswehr vor zehn Jahren eine Video-Hommage zur Ausmusterung eines ihrer kampfkräftigsten und zugleich am schwierigsten zu bedienenden Geräte: des Flugabwehrkanonenpanzers Gepard.

Bundeswehr

Nun erlebt der eigentlich bereits eingestaubte Panzer eine mediale und militärische Renaissance. Denn Deutschland hat am Dienstag die ukrainische Bestellung von 50 Geparden beim Rüstungsunternehmen Krauss-Maffei Wegmann freigegeben und damit mit seiner bisherigen Linie gebrochen, die die Lieferung von schweren Waffen ausschloss – zu groß war bis dahin die Angst, Russlands Präsident Wladimir Putin allzu sehr zu erzürnen.

Keine rein defensive Waffe

Verkündet wurde der Kurswechsel ausgerechnet am US-Luftwaffen- und Nato-Kommandostützpunkt im deutschen Ramstein, was Putins Laune wohl kaum verbesserte. Auch nicht, dass der Gepard nicht die rein defensive Waffe ist, als die sie dieser Tage gern beschrieben wird. In den richtigen Händen kann er Gegnern im Bodenkampf erheblichen Schaden zufügen und ganze Fahrzeugkolonnen binnen Minuten ausschalten.

Seine dringend benötigte Kernaufgabe ist aber eine andere: 1955 erstmals erdacht und nach vielen überarbeiteten Plänen und gescheiterten Prototypen ab 1976 erstmals in der westdeutschen Armee eingesetzt, sollte der Flakpanzer in zweiter Reihe hinter Kampf- und Schützenpanzern für freie Lüfte sorgen. Das tat er mit 35-Millimeter-Geschoßen aus zwei Maschinenkanonen, die bei jeder Witterung, Tages- und Nachtzeit binnen sechs Sekunden Ziele anvisieren und attackieren können. 640 Schuss Munition können bei Bedarf unter einer Minute verschossen werden, das Nachladen dauert dafür eine knappe Stunde.

Komplexe Radartechnologie

Die Ziele des 65 km/h schnellen Panzers sind Tiefflieger und Kampfhubschrauber. Komplexe Radartechnologie erlaubt dabei das Erspähen von feindlichen Luftkräften in 15 Kilometer Entfernung. Alles binnen 5.000 Meter Entfernung und unter 2.500 Meter Flughöhe läuft dabei Gefahr, abgeschossen zu werden.

Die Brüder des 47,5-Tonnen-Kolosses waren auch schon in Belgien und den Niederlanden im Einsatz. Heute besitzen nur wenige Länder ausgemusterte Systeme, etwa das Nato-Land Rumänien, Jordanien oder Brasilien und Katar. Letztere wollten und wollen damit bei Fußball-WMs die Stadien sichern. Nach wohl wochenlanger Ausbildung der Soldaten werden die Geparde aber auch in der Ukraine wieder jagen. (Fabian Sommavilla, 27.4.2022)