Überreste der Marslandung im vergangenen Jahr.
Foto: NASA/JPL-Caltech

Unter anderen Umständen würden die neuen Bilder von der Oberfläche unseres Nachbarplaneten die weltweiten Schlagzeilen dominieren: Überreste eines Ufo-ähnlichen Objekts sind darauf zu sehen, das offensichtlich auf dem Marsboden zerschellt ist. Verstreut zwischen den Felsen sind zahlreiche Bruchstücke zu erkennen, im Hintergrund liegt ein großer Fetzen wie ein zusammengesacktes Segel im Staub.

Die Aufnahmen zeugen aber weder von einer außerirdischen Zivilisation, noch stammen sie aus Hollywood. Sie zeigen einige Hinterlassenschaften der jüngsten Marsmission der US-Weltraumbehörde Nasa, die Anfang des vergangenen Jahres auf dem Mars gelandet ist, um dort nach Spuren einstigen Lebens zu suchen.

Die Aufnahme zeigt die zerschellte Abdeckung des Landemoduls, im Hintergrund ist der Fallschirm zu sehen.
Foto: NASA/JPL-Caltech

Heißes Manöver

Am 18. Februar erreichte der Rover Perseverance die Oberfläche des Roten Planeten, das komplizierte Landemanöver hatte wie im Drehbuch funktioniert: Mit rund 19.500 km/h war die Landeeinheit der Mission in die obere Marsatmosphäre gerast, durch die Reibung war sie dabei Temperaturen von bis zu 1.300 Grad Celsius ausgesetzt gewesen. Elf Kilometer über dem Marsboden hatte sich dann zur weiteren Bremsung ein riesiger Fallschirm geöffnet, ehe die Schutzabdeckung abgeworfen und das finale Landemanöver eingeleitet werden konnten.

Genau diese Hilfsmittel sind es, deren eindrucksvolle Überreste nun fotografiert wurden: die obere Abdeckung, die den Rover und seinen kleinen Gefährten, einen Mini-Helikopter namens Ingenuity, beim heißen Atmosphärenritt geschützt hatten, sowie der Fallschirm. Möglich wurden die spektakulären Luftaufnahmen durch Ingenuity. Vergangene Woche absolvierte die Drohne ihre 26. Flug und konnte dabei, wie schon zuvor, einige Fotos machen.

Fallschirm und Abdeckung wurden abgeworfen, ehe die letzte Landeetappe begann.
Foto: NASA/JPL-Caltech

Auswertung im Gange

"Die Landung von Perseverance war dank der Kameras am Landemodul die am besten dokumentierte Marslandung in der Geschichte", sagte der Nasa-Ingenieur Ian Clark vom Jet Propulsion Laboratory im kalifornischen Pasadena. "Aber die Bilder von Ingenuity ermöglichen nun einen anderen Blickwinkel." Die Aufnahmen würden genau ausgewertet, um mögliche weitere technische Informationen über die Landung zu gewinnen, die für künftige Vorhaben von Interesse sein könnten. "Und wenn nicht, sind die Bilder jedenfalls phänomenal und inspirierend", sagte Clark.

Der Marsrover und sein fliegender Begleiter befinden sich im sogenannten Jezero-Krater auf der Nordhalbkugel des Mars. Geologinnen und Astrobiologen halten das Terrain für wissenschaftlich besonders spannend: Vor Milliarden von Jahren dürfte sich dort ein großer See befunden haben. Forschende erhoffen sich von der Analyse der Ablagerungen auf diesem uralten Seeboden Informationen über die damaligen Bedingungen – und vielleicht sogar die Entdeckung von Lebensspuren.

Außerirdische Eklipse

Neben zahlreichen wissenschaftlichen Daten lieferte die Mission auch schon viele beeindruckende Aufnahmen von unserem Nachbarplaneten. Erst vor kurzem hielt sie eine Sonnenfinsternis fest: Anfang April zog aus ihrer Perspektive der Marsmond Phobos vor der Sonne vorbei.

NASA Jet Propulsion Laboratory

Das Video der außerirdischen Eklipse lässt aufgrund der bisher unerreichten Detailtreue auch neue Rückschlüsse auf das Äußere des Mondes zu. (dare, 28.4.2022)