Dirigent Lahav Shani erzeugte mit den Symphonikern im Musikverein einen steten Strom spätromantischer Klangseligkeit.

Marco Borggreve/Salzburger Festspiele

Es war ein Konzert, das vielleicht nicht als Sternstunde in die Geschichte eingehen wird, aber seinen Dienst tat: den der kollektiven Herzerwärmung. Als Wärmespender fungierte das emotionskalorisch hochwertige Themenmaterial von Rachmaninows zweiter Symphonie, die die Symphoniker am Mittwoch mit Dirigent Lahav Shani im Musikverein zum Besten gaben. Als Transmitter zwischen Partitur und Publikumsohr hatten vor allem die Streicher eine leitende Funktion.

Nicht nur die zweiten Geigen durften im Gleichklang mit den Primkollegen am süßen Melodiekuchen mitnaschen, auch die Bratschen und die Celli stimmten, etwa im Finalsatz, unisono mit ein. Unterstützt von den Bläsern, die für das harmonische Fundament zuständig waren, ergab sich ein steter Strom spätromantischer Klangseligkeit, so wohltuend wie die Konsumation einer Rum-Trauben-Nuss-Schokolade oder die Erfahrung einer innigen Umarmung.

Wie schade, dass Maria Schell nie zu solchen Klängen mit schmerzender Glückseligkeit Omar Sharif angeblickt hat, in einem alten Hollywood-Melodram! Rachmaninow auch von Anna Vinnitskaya: Die Russin changierte bei der "Paganini"-Rhapsodie zwischen perkussivem Schalk, Kantabilität und Melancholie – technisch souverän, aber etwas klangfarbenarm. Eilig und gleichförmig die zweite Zugabe, der April aus Tschaikowskys Zyklus Die Jahreszeiten. (Stefan Ender, 29.4.2022)