Apple hat für die offizielle Unterstützung der Selbstreparatur viel Lob bekommen, es gibt aber auch ein paar Haken.

Foto: Apple

Apple hat am Mittwoch den Startschuss zur Selbstreparatur von Geräten gegeben. Wer sein kaputtes iPhone selber herrichten lassen will, kann die Ersatzteile direkt von Apple kaufen und sich selber ans Werk machen. Werkzeuge können ebenfalls gekauft oder gegen eine wöchentliche Gebühr ausgeliehen werden. Der im Vorjahr angekündigte Dienst ist vorerst nur in den USA verfügbar. Auch in Europa soll die Selbstreparatur im Laufe des Jahres über die offiziellen Apple-Kanäle möglich werden.

Damit folgt Apple dem globalen Trend, angesichts von Elektroschrott und Nachhaltigkeitsdenken die Reparatur von kaputten Geräten zu forcieren. Österreich etwa ist am Dienstag als erstes europäisches Land mit einem landesweiten Reparaturbonus für Elektrogeräte gestartet. Dabei steht allerdings weniger die Selbstreparatur im Mittelpunkt als eine Teilübernahme der Kosten, wenn man sein Handy, seine Kaffeemaschine oder sein Notebook von einem professionellen Reparaturservice herrichten lässt.

Aktuelle iPhones reparieren

Apple startet den neuen Dienst mit den diversen Modellen des iPhone 12 und 13 sowie des iPhone SE (dritte Generation). Zu all diesen Geräten wurde eine Reparaturanleitung veröffentlicht, die etwa beim aktuellen iPhone gut 80 Seiten umfasst und interessante Details und Fotos zum Innenleben des Apple-Smartphones bietet. Auf der US-Seite sind die Handbücher bereits frei zugänglich. Der Online-Shop, über den Ersatzteile bestellt werden können, ist ebenfalls bereits freigeschaltet und befindet sich außerhalb der offiziellen Apple-Webseite.

Die Ankündigung Apples, die eigenhändige Reparatur künftig offiziell zu unterstützen, sorgte für durchwegs positive Reaktionen. Nach dem offiziellen Start gibt es nun aber auch Kritik – unter anderem vom Reparaturspezialisten iFixit, aber auch vom Konsumentenschützer Nathan Proctor, der in den USA die Initiative "Right to Repair", also das "Recht auf die Reparatur", ins Leben gerufen hat. Beide loben zwar das Umdenken des US-Konzerns, was die Unterstützung solcher Reparaturen angeht, kritisieren aber unnötige Stolpersteine.

Ersatzteile an Seriennummer gekoppelt

Im Mittelpunkt der Kritik steht der Umstand, dass Ersatzteile strikt an ein bestimmtes Gerät und dessen Seriennummer gekoppelt sind und erst nach einer Software-Aktivierung als legitim und offiziell vom Gerät erkannt werden. Apple erhalte dadurch große Kontrolle über den Reparaturprozess. "Wenn Apple entscheidet, dass ein iPhone zu alt ist, kann es der Reparaturmöglichkeit so ein Ablaufdatum verpassen, was einen der wichtigsten Aspekte ad absurdum führt", erklärt Proctor.

Das kritisiert auch iFixit, das allerdings den zugesagten Support für Reparaturteile von sieben Jahren für iPhones und zehn Jahren für Macs positiv hervorstreicht. Gleichzeitig erschwere die Regelung allerdings die Wiederverwertung von Komponenten, etwa wenn kaputte Geräte ausgeschlachtet werden. Sollte ein Gerät von Apple nicht mehr unterstützt werden, könne man bei diesem das Display nicht mehr tauschen, selbst wenn man noch über ein übriges offizielles Apple-Display dieser Generation verfüge.

Relativ teure Bastelei

Auf einen anderen Aspekt weist wiederum der US-Techblog "The Verge" hin. Er rechnete aus, dass die Kosten für die Selbstreparatur in einigen Fällen praktisch gleich hoch sind, wie wenn man das Gerät gleich von Apple herrichten lässt – dann allerdings ohne Risiko, etwas kaputtzumachen. Lediglich wer gebrauchte Komponenten nach der Reparatur noch einschickt, kann mit einer Ersparnis rechnen. Im besten Fall – beim Akkutausch – soll man sich so ein Drittel der Kosten ersparen können. (step, 28.4.2022)