Die Fenster sind sauber, jetzt verstauben die Glasreiniger wieder im hintersten Eck.

Foto: istock

Jedes Jahr dasselbe: Die ersten Sonnenstrahlen im Gesicht erhellen zuerst das Gemüt und sorgen dann rasch für negative Optik. Dann nämlich, wenn sie, Scheinwerfern gleich, alle Aufmerksamkeit auf die schmutzigen Fensterscheiben lenken.

Die gute Nachricht: Dafür gibt es eine einfache Lösung. Die schlechte: Ich hasse sie. Nun ist Hass ein starkes Wort. Allerdings in Zusammenhang mit Fensterputzen auffallend häufig zu hören – nicht nur, aber auch von mir. Dementsprechend miserabel fällt die Bilanz der sauberen Glasscheiben in meiner Wohnung aus: In fünf Jahren habe ich sie fünf Mal geputzt.

Zu meiner Verteidigung: Ich lebe im unsanierten Altbau, und während diese Wohnform die zweitbeste der Welt ist (die beste ist der sanierte Altbau), hat sie einen riesengroßen Nachteil – genannt Kastenfenster. Im Winter zieht es wie im Vogelhaus, im Sommer drückt die Hitze durch die alten Holzrahmen.

Die Fenster sind sauber

Das allerdings wäre halb so schlimm, würde ein Kastenfenster nicht aus vier Glasscheiben bestehen, die alle einzeln geschrubbt werden wollen. Dazu kommen noch je zwei Fenster darüber; sie demotivieren zusätzlich.

Nicht zu vergessen: Die Arbeit ist schweißtreibend und unzufriedenstellend. Denn eine Schliere bleibt immer zurück. So oft kann ich gar nicht nachpolieren. Egal ob Schieber, Küchenrolle oder Zeitungspapier, Chemiekeule oder Öko-Tabs zum Wiederauffüllen – ich habe alles ausprobiert und bin immer an irgendeiner Stelle gescheitert.

Trotzdem habe ich mich auch heuer wieder überwunden. Die Fenster sind (wie immer) so sauber wie noch nie zuvor und bleiben das hoffentlich lange. Denn bis zum nächsten Frühling verstauben die Glasreiniger wieder im hintersten Eck des Kastens. (Julia Beirer, 29.4.2022)