Noch fehlen der ÖBB Fahrgäste und Güter, aber es werden nach Corona kontinuierlich mehr.

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Wien – Die ÖBB sieht sich mit ihrem Konzernergebnis vor Steuern von 170 Millionen Euro wieder auf Kurs. Alle Teilkonzerne seien wieder positiv, verkündete ÖBB-Holding-Chef Andreas Matthä am Freitag bei Vorlage der Bilanz.

Das Fahrgastaufkommen im Nahverkehr leide unter Homeoffice, es liegt mit 163 Millionen Zugfahrten noch immer um 29 Prozent unter dem Vor-Corona-Jahr 2019, im überregionalen Fernverkehr mit 24 Millionen Fahrten um 37 Prozent. Beim ÖBB-Postbus beläuft sich der Rückstand mit 135 Millionen Fahrgästen ebenfalls auf 36 Prozent, räumte Matthä ein. Insgesamt seien pro Tag im Schnitt fast 900.000 Fahrgäste an Bord gewesen – um 13 Prozent mehr als im Corona-Jahr 2020.

Staatshilfen

Damit liegt auf der Hand, dass die Republik als Eigentümerin beigetragen hat zum Erfolg. Allen voran gehört dazu die sogenannte Notvergabe. Das waren vom Staat bestellte Zugverbindungen zur Aufrechterhaltung des Zugverkehrs während der Corona-Krise. Allein im zweiten Quartal war die Stütze vom Verkehrsministerium mit 34,2 Millionen Euro angegeben worden, davon 29,6 Millionen für den ÖBB-Teilkonzern Personenverkehr (PV) und 4,6 Millionen für die Westbahn.

Erneut geöffnet hat der Staat seine Schleusen insbesondere für den Güterverkehr, der bei der Schienenmaut mit 129 Millionen Euro unterstützt wurde. Davon 67 Millionen Euro gingen an die ÖBB-Güterbahn Rail Cargo Austria (RCA), 42 Millionen an die privaten Frachtbahnen. "Ohne diese Hilfen wäre es nicht gelungen, die Frachtverlagerung auf die Straße zu verhindern", betonte Matthä. Länder, die das nicht getan haben, hätten 20 Prozent Bahnfracht verloren.

Buchgewinn für RCA

Einen außertourlichen Schub bewirkte in der RCA freilich ein konzerninterner Deal: Die bisher halbe-halbe im Eigentum von ÖBB-Personen- und -Güterverkehr stehende ÖBB-Werkstättentochter Technische Services (TS) wurde an den Schwesterkonzern ÖBB-Personenverkehr verkauft (RCA hält statt 51 nur mehr 25 Prozent). Das wirkt zwar in der Konzernbilanz neutral, brachte RCA aber einen Erlös von 86,4 Millionen Euro, der die RCA-Bilanz ordentlich aufpoliert.

Die RCA habe nun wieder fast 30 Prozent Eigenkapital und sei mit transportierten 94 Millionen Nettotonnen stabil und krisenresistent, betonte Finanzvorstand Arnold Schiefer. Zu schlucken hatte die RCA aufgrund der volatilen Wirtschaftslage 44 Millionen Euro an Abwertungen, davon entfiel der Großteil mit 32 Millionen auf die ungarische Gütertochter RCH, die um Großkunden im Gütertransport fürchten muss.

Ergebnis "respektabel"

Den Ergebnisbeitrag (EBT) der RCA zur Konzernbilanz (nach IFRS) gibt die ÖBB-Führung dank Einmaleffekts mit 121,6 Millionen Euro an (nach 7,6 Millionen Euro im Jahr 2020). Ohne Einmaleffekt läge das Ergebnis bei 15 Millionen Euro, was respektabel sei. Das EBT des Personenverkehrs liegt mit 89,3 Millionen Euro um zehn Millionen unter dem Vergleichswert von 2019. Auch die für Bau und Betrieb zuständige ÖBB-Infrastruktur AG liegt mit einem Vorsteuerergebnis von 10,9 Millionen Euro deutlich unter den 38,3 Millionen des Jahres 2019.

Der Konzernumsatz erhöhte sich auf 4,35 Milliarden Euro und liegt damit wohl um 3,9 Prozent über dem Niveau von 2020, aber noch immer um 1,1 Prozent unter dem Vorkrisenjahr 2019. Die Finanzverbindlichkeiten stiegen auf 27,4 Milliarden Euro, davon kommen 23 Milliarden aus dem massiven Bahnausbauprogramm. Die gesamten öffentlichen Finanzierungen inklusive Bestellungen von öffentlichen Verkehrsverbindungen, Zins- und Kapitalzuschüssen für den Bahnausbau gibt die ÖBB-Führung mit 3,553 Milliarden Euro an, das sei in etwa gleich viel wie im Jahr 2020. (Luise Ungerboeck, 29.4.2022)