Sie war gerade einmal 13 Jahre alt, als sie an dem Werk zu schreiben begann: diese begabte Clara Wieck, spätere Schumann, die dann auch resignierend klagte ("ein Frauenzimmer muss nicht komponieren wollen") und sehr zielstrebig an ihren Fähigkeiten als Pianistin und Komponistin arbeitete. Das Werk – das war zunächst ein einsätziges Konzertstück für Klavier und Orchester, bei dem ihr späterer Mann Robert seiner Angebeteten noch bei der Instrumentierung unter die Arme griff. Anschließend schrieb Clara Schumann weitere zwei Sätze – und orchestrierte selbst. Bei der Uraufführung im Leipziger Gewandhaus 1835 saß sie selbst am Klavier, Felix Mendelssohn Bartholdy dirigierte.

Verborgene Botschaften

Nun bringen das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks und Dirigent Yannick Nézet-Séguin Clara Schumanns selten gespieltes Klavierkonzert – und ihr einziges erhaltenes Stück mit Orchesterbeteiligung – im Rahmen eines zweitägigen Gastspiels ins Wiener Konzerthaus. Solistin ist Beatrice Rana, ebenso tags darauf beim wesentlich bekannteren, ja berühmten Konzert für Klavier und Orchester von Robert Schumann, das wie jenes seiner Frau in a-Moll steht und nach mehreren früheren abgebrochenen Versuchen in dieser Gattung erst Jahre nach Claras Komposition entstanden ist.

Das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks und Dirigent Yannick Nézet-Séguin widmen sich den Klavierkonzerten von Clara Schumann und ihrem Mann Robert Schumann.
Foto: Hans van der Woerd

Auch bei dessen Dresdner Uraufführung 1845 saß Clara, die berühmteste deutsche Pianistin ihrer Zeit, am Klavier – und spielte auch jene Noten, die ihren eigenen Namen als Tonbuchstaben verschlüsseln: Hatte ihr Mann Robert doch den langen Kampf um sie (ebenso den Kampf um die eigene künstlerische Anerkennung) in sein Stück hineinprojiziert. Auch Clara hatte in ihrem eigenen Werk eine Liebesbotschaft versteckt, allerdings für einen fast 20 Jahre älteren Cellisten, der sie zu einem seelenvollen Dialog zwischen Klavier und Violoncello inspirierte.

Claras Konzert wird im Konzerthaus zum einen mit der dritten Symphonie von Johannes Brahms kombiniert. Ihr Urteil darüber lautete: "Welch ein Werk, welche Poesie, die harmonischste Stimmung durch das Ganze, alle Sätze wie aus einem Gusse, ein Herzschlag, jeder Satz ein Juwel!"

Meditation über die Elemente

Zum anderen erklingt am ersten Abend (8. Mai) des Gastspiels auch ein Kompositionsauftrag – erteilet vom Cleveland Orchestra, dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, der NTR Zaterdag Matinee und dem Royal Danish Orchestra: Vers le Silence (2022) von Hans Abrahamsens ist eine viersätzige Meditation über die Elemente Feuer, Erde, Wind, Wasser – und das sagenumwobene fünfte Element, das Aristoteles "Quint essenz" nannte, den Äther des Weltalls.

Die Pianistin Beatrice Rana spielt Clara Schumanns Konzert.
Foto: Simon Fowler / Parlophone

Hans Abrahamsens schreibt dabei eine farbenfrohe und direkt ansprechende Musik – und hat hier der Rhythmik und der Harmonik auf den ersten neun Primzahlen aufgebaut und zudem dabei ein wenig an Alexander Skrjabins Vers la flamme gedacht.

Den zweiten Abend (9. Mai) beschließt als Kontrapunkt zu Schumanns programmatischem Klavierkonzert (in dem es nicht nur um Clara, sondern natürlich auch um ihn selbst geht) mit Richard Strauss’ Tondichtung Ein Heldenleben – und somit mit einer etwas anderen Auslegung der Dreiecksbeziehung Künstler-Geliebte-Kunst als bei Tonsetzer Robert Schumann. Beim Klangfarbenmagier und Dirigenten Yannick Nézet-Séguin ist all dies zweifellos in den besten Händen.

In besten Händen

Apropos: "Kleine Gitarre mit vier Stahlsaiten" – so erklärt der Duden die "Ukulele". Es fehlt auch nicht der Verweis auf die ursprüngliche Bedeutung im Hawaiischen: "hüpfender Floh". Die Kastenhalslaute (so lautet die fachliche Einordnung) hat eine sprunghafte Geschichte hinter sich: Ein portugiesischer Einwanderer brachte ein ähnliches Instrument Ende des 19. Jahrhunderts nach Hawaii; ein findiger Geschäftsmann baute es massenhaft nach. Von dort fand die Ukulele den Weg nach Amerika und wieder nach Europa.

Es wird ernst: Das Ukulele Orchestra of Great Britain besteht darauf, "aus Spaß gegründet" worden zu sein.
Foto: Allison Burke

In England wurde sie durch die Partymusik Skiffle berühmt, durch den Billy-Wilder-Film Manche mögen’s heiß mit Marilyn Monroe weltweit bekannt. Und in den 2000er-Jahren landete Israel Kamakawiwo‘ole, besser bekannt unter dem Namen "Iz", mit ihr einen posthumen Youtube-Hit. Zu dieser Zeit wurde die einzig wahre Art des Ukulele-Spielens bereits lange vom Ukulele Orchestra of Great Britain gepflegt. Es war eine Spaßgründung. Zwischen den Zeilen jedoch gibt man zu, dass man der Ansicht ist, den überhaupt besten Musikstil der Welt gefunden zu haben.

Außerdem ist das singende Orchester der Überzeugung, "dass alle Musikrichtungen neu interpretiert werden können, solange sie auf der Ukulele gespielt werden". Partner wie David Arnold, The British Film Institute, The Ministry of Sound, Yusuf Islam und The Kaiser Chiefs zeigen die Qualität, die ein Spek trum von Tschaikowsky bis Nirvana, Otis Redding und Italo-Western-Soundtracks umfasst.

Die aktuelle Besetzung ist seit zwei Jahrzehnten unverändert und kann inzwischen auf tausende Konzerte weltweit zurückblicken. Ein weiteres kommt nun dazu – eine Gelegenheit, die man keinesfalls versäumen sollte! (Daniel Ender, 29.4.2022)