Johann Gudenus und Heinz-Christian Strache, hier auf einem Archivbild aus dem Jahr 2013.

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Soll noch einer/eine sagen, in dieser Welt gäbe es nur noch hässliche Nachrichten. Der Grazer "Kleinen Zeitung" vom Mittwoch verdankt die Öffentlichkeit einen Blick auf die Sonnenseite des Lebens. Strache und Gudenus: Versöhnung in Velden. Und wie kann es anders sein: Heinz-Christian Strache und Johann Gudenus waren gemeinsam auf einer Geburtstagsparty in Kärnten. Voraussetzung für Ereignisse dieser Art ist stets, dass sich jemand aufrafft und Verantwortung übernimmt. Ein ehemaliger Autorennfahrer, Geschäftsführer einer Transport- und Handelsgesellschaft und Gründer der (bei Wahlen erfolglosen) Liste Strache, ist für die Versöhnung der beiden verantwortlich.

Schön, dass es noch Menschen gibt, die sich ihr Verantwortungsgefühl nicht von Erfolglosigkeit trüben lassen, und dass die "Kleine Zeitung" darüber in ihrer Rubrik Politik intern berichtete. Besagter Listengründer feierte am vergangenen Samstag im Schlosshotel Velden mit Dutzenden Gästen seinen 60. Geburtstag. Es sollte was Besonderes sein, also lud er dazu die ehemaligen "Streithanseln" ein. Beide kamen. Gudenus sprach gegenüber "Politik live" von einem "guten Gespräch nach langer Zeit".

Um dem Gespräch zweier politisch Toter ein wenig Politik live einzuhauchen, lautete Gudenus’ schelmischer Nachsatz: "Soweit ich mich erinnern kann, hatten alle anwesenden Damen gepflegte Fuß nägel. Und wir haben uns auch nicht über den Verkauf einer öster reichischen Tageszeitung unterhalten." Schade, dass Gudenus der Politik verlorenging. Es ist ein großer Verlust für die Demokratie, wenn ein Schelm und Kavalier alter Schule bei einer Party die Fußnägel aller anwesenden Damen in rühmenswerter Erinnerung behalten kann, diese Fähigkeit aber dem öffentlichen Nutzen entzieht.

Die "Kleine Zeitung" gab sich damit zufrieden, ihren Leserinnen die Anspielung auf die "schmutzigen Zehennägel" der sattsam bekannten Oligarchen-Nichte zu verdeutlichen, unterließ hingegen jede Anspielung auf die sattsam bekannte österreichische Tageszeitung, über deren Verkauf Strache und Gudenus, endlich wieder versöhnt, bei der Party nicht sprechen wollten. Dafür fehlte es den beiden einfach am richtigen Ambiente, aber wer weiß, was der "Krone" blüht, wenn sie wieder zusammenfinden.

Ob Reinhold Mitterlehner und Sebastian Kurz noch einmal zusammenfinden? In der Rubrik Politik Backstage erwartete "Heute" mit Spannung, ob es zu einem Wiedersehen des Gestürzten mit dem Stürzer kommen könnte. Die unerträgliche Spannung der Leserinnen und Leser blieb vorläufig leider ungelöst, gestand Mitter lehner doch nicht mehr als: "Ich habe noch keine Einladung gesehen. Derzeit ist ein Kommen also kein Thema für mich." Aber er traut seiner Partei alles zu und schließt nicht aus, dass die Einladung auf dem Postweg unterwegs ist: "Ich bin im Mühlviertel. Da kommt die Post immer etwas verzögert."

Da muss sich der Niederösterreicher Wolfgang Sobotka um seine Einladung zum ÖVP-Parteitag weniger Sorgen machen. Ihm widmete "News" eine Geschichte, in der er als Mann mit zwei Seiten ganz gut wegkam, handelt es sich doch um die beiden Seiten Machtmensch und Schöngeist. Er sei der Feingeist fürs Grobe.

Solche Persönlichkeitsspaltungen treten gern auf, wenn man die Leute nicht werden lässt, was sie werden möchten. Dass sich Pröll für Johanna Mikl-Leitner als Nachfolgerin entschied, war das für Sobotka eine Niederlage. Verständlich, wenn man dann nach Wien ins Innenministerium geschickt wurde. Eine solche Erniedrigung führt unweigerlich dazu, dass er sich einem Law-and-Order-Kurs verschrieb und die harte Linie der spä teren Kurz-ÖVP in Sachen Flucht und Integration vorbereitete. "Er war echt ang’fressen, dass Pröll ihn weg gelobt hat."

Und dann: Auch Sebastian Kurz hat Sobotka etwas später weggelobt. Der schwarze Haudegen passte nicht ins modische türkise Regierungsteam. Wieder erniedrigt – nur Nationalratspräsident und damit pro tokollarisch zweiter Mann im Staat. So geht man in einer Partei, begnadet für das Schöne, mit einem Cellisten und Dirigenten um? Jetzt ist er zu staatstragendem Tun verdammt. Und alle finden, das macht er vorbildlich. "Ich bin in meiner Amtsführung neutral, agiere aber natürlich aus einer ideologischen und geistespolitischen Haltung heraus", beschreibt er seinen Stil.

Kann man ihn nicht doch noch Landeshauptmann werden lassen? In Vorarlberg fehlt es gerade an geistespolitischer Haltung. (Günter Traxler, 30.4.2022)