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Sollte das Gas knapp werden, hat das Konsequenzen für zahlreiche Betriebe.

Foto: Reuters

Wien – Wer bekommt noch Gas, wenn eine Verbrauchsreduktion notwendig werden sollte? Diese Frage treibt derzeit zahlreiche Unternehmen um. Denn dahingehende Pläne würden nach wie vor fehlen, kritisierte Wirtschaftskammerpräsident Harald Mahrer am Freitag einmal mehr in der "Krone": "Das ist die größte Energiekrise seit Jahrzehnten, aber die Ministerin (Leonore Gewessler, Grüne, Anm.) erklärt, sie könne uns nicht verraten, wen ein Notstand als Erstes treffen wird."

Grundsätzlich verursache der Ausfall einzelner Gaslieferungen nicht automatisch ein Versorgungsproblem, heißt es bei der E-Control. Im Falle von massiven Einschränkungen würden jedoch auf Grundlage des Energielenkungsgesetzes verbrauchsmindernde Maßnahmen gesetzt werden. "Jetzt fließt das Gas ganz normal", sagte eine Sprecherin der Regulierungsbehörde. Die Situation werde täglich bewertet. Sollte die Nachfrage mit dem Angebot nicht mehr gedeckt werden können, müsse eine Maßnahmenverordnung erlassen werden.

"Das bedeutet im Extremfall die Einstellung der Produktion in großen Industriebetrieben", heißt es aus dem Klimaministerium. Das wisse auch Mahrer, er habe an den Besprechungen teilgenommen. Derzeit gebe es jedenfalls keine Anzeichen für einen konkreten Energielenkungsfall.

Großabnehmer zuerst

Jene rund 50 Großabnehmer, die etwa aus der Stahl- und Papierindustrie stammen, seien darüber informiert, dass sie von solchen Maßnahmen betroffen sein könnten. Man stehe im engen Austausch, heißt es im Ministerium. Würde man den Verbrauch in jenen Betrieben einschränken, könne man bereits große Mengen Gas einsparen.

Was gilt für die übrigen Unternehmen? Für diese steht beispielsweise eine Infohotline zur Verfügung, heißt es bei der E-Control. Generell gelte: Unternehmen, die nicht zum geschützten Bereich – Haushalte und kritische Infrastruktur – zählen, können eingeschränkt werden.

Muss mehr eingespart werden, wären nach den Großabnehmern laut Ministerium als Nächstes rund 7000 Unternehmen betroffen, die über Lastprofilzähler verfügen. Das seien Konzerne, die Gas nicht für die Produktion, sondern etwa für die Raumwärme – wie der Lebensmittelhandel – brauchen. Auch diese Betriebe seinen informiert worden. Wie es dann weitergehe, hänge von vielen Faktoren ab – etwa vom Verbrauch oder von Produktionszyklen. "Es wäre daher unseriös, jetzt eine Liste mit einer Reihung vorzulegen", teilte eine Sprecherin von Gewessler auf Nachfrage mit.

Haushalten den Strom abdrehen?

In Deutschland gibt es unterdessen erste Diskussionen darüber, Haushalten bei einem Gas-Engpass den Hahn abzudrehen. Das schlug zumindest Karl-Ludwig Kley, Aufsichtsratsvorsitzender des Energieversorgers Eon, in einem Interview vor. In Österreich wurde bereits klargestellt, dass Private und Unternehmen, die zur kritischen Infrastruktur zählen, immer vorgereiht werden. Haushalten das Gas abzudrehen sei aufgrund von EU-rechtlichen Vorgaben derzeit auch gar nicht möglich, heißt es bei der E-Control.

"In der jetzigen Situation ist es auf jeden Fall wichtig, dass Haushalte durch Energiesparen in allen Lebensbereichen – Strom, Treibstoff, Gas – einen Beitrag leisten", sagt Franz Angerer, Geschäftsführer der Österreichischen Energieagentur. Im Krisenfall brauche es konkrete Aufrufe zum Energiesparen. Und: "Abschaltungen bei Haushalten wären wohl eine denkbare Maßnahme, wenn andere wesentliche Versorgungbereiche, wie die Lebensmittelversorgung und Stromproduktion gefährdet sind."(lauf, 29.4.2022)