Die RLB OÖ wertete ihre RBI-Beteiligung schon im Vorjahr ab.

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Wien – Nach einem deutlichen Gewinnsprung im Vorjahr blickt die Raiffeisenlandesbank Oberösterreich (RLB OÖ) sorgenvoll auf die weitere wirtschaftliche Entwicklung. "Wir sind der Meinung, dass die Prognose eines Wirtschaftswachstums von 2,3 Prozent und einer Inflation von 5,6 Prozent nicht stimmt", sagte Bankchef Heinrich Schaller am Freitag. Seiner Erwartung nach wird das Wachstum nur "sehr schwach" ausfallen, die Teuerung dafür umso höher. "Ich bin nicht so positiv eingestellt wie andere", ergänzte Schaller.

Der Krieg in der Ukraine und das Abriegeln von Großstädten in China wegen der Corona-Pandemie wie Schanghai, wo sich derzeit Containerschiffe vor dem Hafen stauen, würden Auswirkungen auf Inflation und Wachstum haben. "Das werden wir in Europa dementsprechend zu spüren bekommen", sagte Schaller.

Nicht verkraftbar

Über Aussagen, wonach ein Lieferstopp für russisches Gas verkraftbar sei, meinte er: "Alle, die das glauben, wissen über die Wirtschaftssituation in Österreich nicht ausreichend Bescheid." Die Industrie sei darauf angewiesen. "Wenn die Industrie Probleme hat, bekommen auch die Zulieferer Probleme, und das können wir volkswirtschaftlich nicht brauchen."

Aufgrund der geopolitischen Spannungen hat die RLB OÖ ihre 9,5-prozentige Beteiligung an der Raiffeisenbank International (RBI) bereits zu Jahresende 2021 um 126 Millionen Euro abgeschrieben – was durch den Anteil am RBI-Jahresgewinn nicht ganz ausgeglichen wurde. "In Summe bleibt ein Verlust von knapp vier Millionen Euro", sagte Schaller über die Beteiligung. Ob sich die Bank aus Russland zurückziehen sollte, ließ er offen – das werde in den nächsten Wochen oder Monaten entschieden.

Gut gerüstet

Sein Haus sieht Schaller nach einem "hervorragenden Ergebnis" im Vorjahr, bei dem die Kernkapitalquote um 0,5 Prozentpunkte auf 16 Prozent erhöht wurde, für die Zukunft gerüstet: "Das gibt Schutz vor möglichen Schwierigkeiten, die aufgrund des Krieges in der Ukraine auf uns zukommen können." Im Vorjahr steigerte die RLB OÖ den Jahresgewinn mit 558 Millionen Euro auf das Dreifache. Die Konzernbilanzsumme überschritt erstmals die 50-Milliarden-Euro-Marke. (aha, 29.4.2022)