Hohe Rohöl- und in der Folge Spritpreise, aber auch hohe Gaspreise haben der OMV einen Rekordgewinn beschert.

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Ein Ausstieg ist rascher verkündet als getan, insbesondere wenn es sich um Russland im Kriegsjahr 2022 handelt. Diese Erfahrung muss nun die OMV machen.

Wegen des vor gut zwei Monaten erfolgten Einfalls von Putins Truppen in die Ukraine, westlicher Sanktionen und steigenden Drucks auf in Russland tätige Unternehmen wollte sich die OMV von dort verabschieden. Das rohstoffreiche Land ist keine Kernregion mehr für die OMV, das heißt, es wird dort nichts mehr investiert. Und man will bis auf die Gaslieferverträge alle anderen Verbindungen kappen. Dazu gehört auch Juschno Russkoje.

Vom Gasfeld in Westsibirien, an dem die OMV 24,99 Prozent der Anteile hält, möchte man sich möglichst bald trennen. Ein Dekret von Präsident Wladimir Putin verbietet aber den Verkauf von Beteiligungen an andere Unternehmen. Das schränke den Bewegungsspielraum deutlich ein, sagte OMV-Chef Alfred Stern bei der Onlinepräsentation der Zahlen zum ersten Quartal auf eine vom STANDARD gestellte Frage (siehe drei Fragen an OMV-Chef Alfred Stern weiter unten).

Kauf erfolgte 2017 unter Rainer Seele

Erworben hat die OMV den knapp 25-Prozent-Anteil am Gasfeld 2017 noch unter Sterns Vorgänger Rainer Seele. Als Verkäufer erhielt der deutsche Energieversorger Uniper von der OMV damals etwas mehr als 1,7 Milliarden Euro. Stern sagte, dass man alle Möglichkeiten des Ausstiegs in einem sich rasch ändernden rechtlichen und sanktionstechnischen Umfeld prüfe.

Wie berichtet, hat OMV im ersten Quartal eine Wertberichtigung im Ausmaß von zwei Milliarden Euro vorgenommen. Eine Milliarde betrifft Juschno Russkoje; sie ist im operativen Ergebnis schlagend geworden und hat den Nettogewinn um 17 Prozent auf 855 Millionen Euro reduziert. Um eine weitere Milliarde Euro wurden die Forderungen gegenüber der Nord Stream 2 AG wertberichtigt. Die Pipeline ist von der OMV als einem von fünf Gazprom-Finanzpartnern mitfinanziert worden. Diese Wertberichtigung ist im Finanzergebnis erfasst worden.

OMV-Vorstandsvorsitzender Alfred Stern versucht mit seinem Team eine sanktionskonforme Lösung zur Bezahlung der russischen Gasrechnungen hinzubekommen.
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Der Rückzug aus Russland geht auch mit einer Reduktion der Produktion von Öl und Gas einher. Mit 457.000 Fass (je 159 Liter) Erdöläquivalent am Tag ging die Menge an geförderten Kohlenwasserstoffen im Berichtszeitraum Jänner bis März 2022 um acht Prozent zurück. Der Großteil davon sei auf Russland zurückzuführen, das sich seit 1. März nicht mehr in den OMV-Zahlen findet. Durch den Rückzug aus Russland, wo die OMV bisher zu vergleichsweise sehr niedrigen Kosten Öl und Gas aus dem Boden geholt hat, stiegen nun auch wieder die Produktionskosten – im Schnitt um sieben Prozent auf 7,4 Dollar je Fass.

Quartalsgewinn verdreifacht

Weiter ungestört sind die Gaslieferungen aus Russland nach Österreich. An den von Putin geforderten neuen Zahlungsbedingungen werde gearbeitet, sagte Stern. Ob ein frühzeitiger Ausstieg aus den bis 2040 laufenden Verträgen möglich sei und zu welchen Bedingungen, wollte der OMV-Chef nicht sagen. Experten sprechen von Verträgen, die üblicherweise auf "Take or pay"-Basis aufgesetzt sind – sprich, Lieferungen oder zumindest Teile davon sind jedenfalls zu bezahlen, auch wenn das Gas nicht genommen wird.

Davon abgesehen klingeln die Kassen der OMV wie schon lange nicht. Rohöl- und Gaspreise haben den um Lagereffekte bereinigten Konzernbetriebsgewinn im Jahresabstand auf 2,62 Milliarden verdreifacht. Besonders kräftig verdient hat der Bereich Exploration und Produktion. Dort wurde das Betriebsergebnis von 361 Millionen Euro auf 1,8 Milliarden gesteigert. (Günther Strobl, 29.4.2022)