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Spar ist an Metro Österreich zu 27 Prozent beteiligt.

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Wien – "Es ist ein herber Schlag für Familienbetriebe." Großhändler Christian Kastner macht keinen Hehl aus seiner Empörung über den Verkauf der Rewe-Tochter AGM an die Österreich-Tochter der deutschen Metro. Immer wieder hat der Waldviertler Unternehmer vor einem neuen Oligopol gewarnt, das in Österreich nicht nur Lebensmitteleinkäufe der Konsumenten, sondern auch jene der Gastwirte, Hoteliers wie der öffentlichen Hand für Spitäler, Kindergärten, Schulen und Pensionistenheime bedient.

Mittlerweile ist das Urteil rechtskräftig: Metro Österreich, an der Spar zu 27 Prozent beteiligt ist, darf nahezu alle Großmärkte der AGM erwerben.

Neun Standorte sind es, die sich Rewe einst gemeinsam mit der Adeg einverleibte und von denen sich der Konzern trennen will.

Schlüssel zur Gastronomie

Es ist ein sanierungsbedürftiges, jedoch gewichtiges Geschäft. Vor allem aber geht es um den Zugang zu neuen Gastronomiekunden und um Know-how für die seit Corona stark wachsenden Zustelldienste.

Die Wettbewerbsbehörde meldete ernsthafte Bedenken an dem Deal an und leitete die Causa an das Kartellgericht weiter. Doch nach einer vertieften Prüfung blieb von den ursprünglichen Einwänden nicht viel übrig. Die Metro muss lediglich den Markt in Bludenz zur Gänze abgeben. Am Standort Klagenfurt dürfen Kunden wie Mitarbeiter übernommen werden. Allein die Immobilie ist zu vermieten oder zu verkaufen, geht aus den Auflagen hervor.

Für Kastner ist die Entscheidung der Kartellwächter in keinster Weise nachvollziehbar. "Man erhält den Eindruck, hier wurde etwas zu Tode verhandelt." Österreichs Handel sei bereits bisher hochkonzentriert. In Zukunft sei die Verhandlungsmacht weniger Konzerne noch größer, ärgert sich der Großhändler, der seiner Branche in der Wirtschaftskammer als Vize-Obmann vorsteht. Kunden und auch die öffentliche Hand hätten einen Anbieter weniger. Mittelständische Betriebe seien nicht länger in der Lage, bei Preisschlachten der Marktriesen mitzuziehen.

Expansion der Marktführer

Metro hält mit Verweis auf Gastrodata 18 Prozent des Geschäfts im Lebensmittelgroßhandel. Mit AGM sollte der Anteil auf 22 Prozent steigen. Kastner sieht deren gemeinsamen Marktanteil bei 35 Prozent. Ein weiteres knappes Drittel sichert sich die Schweizer Transgourmet.

"Sehr überrascht" über das grüne Licht der Wettbewerbshüter für den Metro-Deal in nunmehriger Form ist auch Thomas Panholzer, Geschäftsführer der Transgourmet, denn etliche AGM-Märkte seien in unmittelbarer Nähe eines Metro-Standorts, wie er im STANDARD-Gespräch betont. Ungewöhnlich sei die Auflage für Klagenfurt. Chancen, bei AGM in Bludenz zum Zug zu kommen, habe Transgourmet jedenfalls keine.

Neben Metro ist auch Transgourmet, die einst den Großhandel von C+C Pfeiffer unter ihr Dach holte, auf Expansionskurs. Im Mai wird in Zell am See eröffnet. Weitere Grundstücke hat sich der Konzern in Krems und nahe dem Wiener Auhofcenter gesichert. Dass kleinere Händler aus dem Markt gedrängt werden, glaubt Panholzer nicht: "Entscheidend ist Kundenbindung und Nähe."

Knappes Öl und Fleisch

Österreichs Wirte und Hoteliers kaufen jährlich um rund 2,5 Milliarden Euro im Großhandel ein. Was die gesamte Branche miteinander verbindet, sind extreme Preissteigerungen und zeitweise Lieferengpässe – sei es, weil Kunden Lebensmittel wie Sonnenblumenöl hamstern, sei es, weil Hühnerfleisch durch teureres Futter und die Geflügelpest in Frankreich knapp wird oder fehlendes Verpackungsmaterial wie Flaschenverschlüsse die Logistik bremsen. Panholzer zufolge sind derzeit im Schnitt fünf Prozent des Sortiments nicht verfügbar. (Verena Kainrath, 30.4.2022)