Russlands Außenminister Sergej Lawrow.

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Von keinem anderen russischen Politiker waren zuletzt stärkere eskalierende Aussagen zu vernehmen: Erst vor einer Woche beschwor Außenminister Sergej Lawrow das Risiko eines Atomkriegs, das sich durch den "Stellvertreterkrieg" ergebe, in den die Nato gegen Russland eingetreten sei. Das wurde als das verstanden, was es war: eine Drohung.

Was hat sich verändert?

Ein paar Tage später versichert er, dass Moskau nie mit Atomwaffen gedroht habe, dass sich Russland nicht im Kriegszustand mit der Nato befinde und dass die Russen Verhandlungen allem anderen vorziehen würden. Was hat sich verändert? Nichts. Nur Lawrows Gesprächspartner waren andere: vor allem die chinesische Nachrichtenagentur Xinhua.

China tritt aus westlicher Perspektive als diskreter, aber treuer Verbündeter Russlands auf. In Wahrheit verbindet die beiden nur, was sie über "den Westen" denken. Russlands Ukraine-Krieg mit seinen nuklearen Gefahren und möglichen globalen Folgen – Hunger und Destabilisierung in Weltteilen, in denen China wirtschaftliche Expansion sucht – gefährdet auch die chinesischen geopolitischen Projekte und Visionen.

Einzelperson Putin

Peking soll viel stärker verärgert sein, als dies öffentlich wird. Nicht zuletzt ist wohl auch die interne Entwicklung des russischen Regimes ein Albtraum für die historischen ideologischen Brüder und Rivalen: eine Einzelperson wie Wladimir Putin, der in einem Machtrausch das ganze System kapert und das eigene Land in den Abgrund zu reißen droht. (Gudrun Harrer, 2.5.2022)