Der Robert-Hochner-Preis geht an "ZiB2-Moderator Martin Thür.

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Wien – Nächste Auszeichnung für Martin Thür: Nach dem Concordia-Preis ist der ORF-Journalist und "ZiB 2"-Moderator auch Träger des Robert-Hochner-Preises 2022. Den erstmals verliehenen Sonderpreis erhalten Miriam Beller, Paul Krisai und Carola Schneider vom ORF-Korrespondentenbüro in Moskau. Damit soll deren Leistung ebenso gewürdigt werden wie jene anderer Korrespondentinnen und Korrespondenten in autoritär regierten Ländern.

Thür hat erste vergangene Woche den Concordia-Preis in der Kategorie Pressefreiheit bekommen. In seiner Rede kritisierte er die Einflussnahme der Parteien auf den ORF. In Bezug auf die publik gewordenen Sideletter-Absprachen der türkis-blauen Regierung, aber auch zwischen der ÖVP und den Grünen, sagte Thür: "Wenn sich Regierungen allen Ernstes Gedanken machen, wer was wird im ORF, dann ist das nicht ihr gesetzlicher Auftrag, sondern einfach eine Zumutung."

Jury: Kurz-Interview eine "journalistische Sternstunde"

"Kritisches Denken, Courage und hohe Fachkompetenz gehören zum Anforderungsprofil für den jährlich vergebenen Robert-Hochner-Preis. Martin Thür hat diese Qualität im vergangenen Jahr auf herausragende Weise erfüllt. Auf exemplarische Weise stellte er das auch in einem 'ZiB 2'-Interview mit dem früheren Bundeskanzler Sebastian Kurz am 6. Oktober 2021 unter Beweis", lautet die Begründung der Jury. "Martin Thür war gut vorbereitet, ließ sich vom Kanzler nicht ablenken und blieb konzentriert bei den vorliegenden Vorwürfen der WKStA – manipulierte Umfragen auf Kosten der Steuerzahler. Ein 20-minütiger Schlagabtausch, der sofort nach seiner Ausstrahlung auch ein großes Echo in den sozialen Medien auslöste und mit viel Lob für Martin Thürs souveräne Leistung quittiert wurde." Das Interview sei eine "journalistische Sternstunde" gewesen.

Sonderpreis für ORF-Korrespondentenbüro in Moskau

Der Sonderpreis geht an Beller, Krisai und Schneider vom ORF-Büro Moskau. "Obwohl alle internationalen Medien – von CNN über die 'New York Times' bis hin zu BBC und ARD – ihre Mitarbeiter*innen teilweise abgezogen und ihre Berichterstattung zeitweise ausgesetzt haben, sind Carola Schneider und Paul Krisai trotz Strafandrohung bei korrekter Berichterstattung über den Ukraine-Krieg, in Moskau geblieben und haben ihre Arbeit unter widrigsten Bedingungen fortgesetzt. Gemeinsam mit Miriam Beller ist es gelungen, weiterhin Beiträge und Analysen aus und über Russland zu liefern, die dem österreichischen Publikum ein besseres Verständnis der Vorgänge in einer kriegsführenden Diktatur ermöglicht haben", so die Jury.

Der Preis wird heuer zum 18. Mal in Gedenken an den verstorbenen ORF-Journalisten Robert Hochner vergeben. Die Prämierung erfolgt am 30. Mai durch Bundespräsident Alexander Van der Bellen. Der Preis ist durch den Sponsor Verbund mit 7.500 Euro, der Sonderpreis mit 5.000 Euro dotiert. (red, 2.5.2022)