Wer sich die grundsätzlichen Forderungen eines Volksbegehrens ansehen will, muss auf der Plattform des Innenministeriums dafür eine PDF-Datei herunterladen.

Foto: DER STANDARD/Pichler

Es hat zwar einige Zeit gedauert, aber mittlerweile sind viele Services der Republik Österreich auch online verfügbar. Von der Steuererklärung bis zur Meldeauskunft kann man sich den Weg zur Post oder aufs Amt mittlerweile sparen. Und auch Volksbegehren lassen sich seit einiger Zeit online unterstützen und unterzeichnen.

Genau diese Möglichkeit wollte ich in Anbetracht der laufenden Unterstützungsfrist für das Antikorruptionsvolksbegehren mal wieder in Anspruch nehmen. Und dabei fiel mir erneut auf, dass die Umsetzung des Tools aus Benutzersicht nicht sonderlich optimal ist, was leider beispielhaft für viele E-Government-Services steht.

Man möge das nicht falsch verstehen: Freilich ist zu befürworten, dass man Volksbegehren über das Internet unterstützen kann, und trotz der nun folgenden Kritik geht das auch recht flott. Es stellt sich aber dennoch die Frage, warum man auf grundlegende Designprinzipien vergessen hat. Es folgen daher eine kurze Darstellung des Problems und zwei Lösungsansätze.

Was die Plattform können soll

An dieser Stelle muss ich vorausschicken, dass ich kein Experte für das Interfacedesign von Webservices, sondern nur "interessierter Laie" bin. Dementsprechend sind die Vorschläge nicht als "Ultima Ratio" zu sehen, ebenso sind die Grafiken mehr als Skizzen denn als exakte Gestaltungsvorlagen zu verstehen.

Schauen wir uns an, wie das vom Innenministerium angebotene Portal für Volksbegehren sich nach dem Login darstellt. In einer Liste werden Begehren angezeigt, die aktuell entweder Unterstützungen sammeln oder gerade zur Abstimmung stehen. Für Erstere geht es darum, wenigstens Unterstützungserklärungen im Ausmaß von einem Promille der Bevölkerungszahl gemäß der letzten Volkszählung (derzeit 8.401 Stimmen) zu bekommen.

Foto: Screenshot
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Zweitere haben diese Hürde bereits genommen. Für sie kann nun innerhalb eines achttägigen Zeitraums ("Eintragungswoche") am Amt oder digital eine Unterschrift deponiert werden, wobei zuvor abgegebene Unterstützungserklärungen als solche gezählt werden, damit niemand zweimal unterschreiben muss. Erreicht ein Volksbegehren hier wenigstens 100.000 Stimmen, so muss das Anliegen zwingend im Parlament behandelt werden. Eine verpflichtende Umsetzung (wie bei einer Volksabstimmung) ist aber nicht vorgesehen.

Die Onlineplattform des Ministeriums soll hier folgende Zwecke erfüllen:

  1. die zur Abstimmung stehenden Volksbegehren anzeigen
  2. eine von den Initiatoren verfasste Zusammenfassung der Forderungen anzeigen
  3. die Unterstützung bzw. Unterzeichnung per Knopfdruck ermöglichen und
  4. einen druckbare Version der Unterstützungserklärung liefern

Das Problem

Zur Bemessung, wie gut etwas in Sachen Menüführung gelöst wurde, wird oft die Anzahl der notwendigen Klicks gezählt, um zum Ziel zu kommen. Je höher diese ist, desto umständlicher ist tendenziell die Bedienung.

An der Liste gibt es wenig auszusetzen, sie präsentiert die Volksbegehren anhand der von den Initiatoren vergebenen Titel. Dazu kommen zwei Buttons, "Information" und "Unterschreiben" bzw. "Unterstützen". Der zweite Knopf wird zu "Drucken", wenn man bereits Unterstützung geleistet hat. So weit, so gut.

Der zentrale Kritikpunkt offenbart sich aber, sobald man auf "Information" klickt. Statt die Kurzbeschreibung des Begehrens auf der Website anzuzeigen, spuckt das System eine PDF-Datei aus, die man erst recht wieder öffnen muss. Alleine das verlangt nach mindestens ein bis zwei zusätzlichen Klicks. Das PDF enthält unformatierten Text in der Länge von ein paar Sätzen.

Der zweite Button führt (wenn man noch nicht abgestimmt hat) zu einem neuen Dialog. Dieser bittet sinnvollerweise um erneute Bestätigung, dass man das Begehren tatsächlich unterstützen möchte. Nähere Informationen zu diesem werden hier aber nicht dargestellt. Wer sich die Kurzinformation ansehen möchte, kommt nicht darum herum, zurück zur Übersicht zu navigieren und die PDF-Datei herunterzuladen. Das ist für den Bedienfluss und das Nutzungserlebnis Gift.

Lösungsvorschläge

Es gibt nun zwei Möglichkeiten, dieses Prozedere zu optimieren, die hier anhand des zur Unterstützung aufliegenden "Black Voices"-Volksbegehren abgebildet werden. Aufgrund der Kürze der Informationstexte könnte man diese ganz einfach in den Abstimmungsdialog integrieren und den Button in der Liste entsprechend in "Information und Unterstützung/Unterschrift" umbenennen. Somit könnte man mit drei Klicks ein Volksbegehren unterstützen.

Foto: Screenshot, Bearbeitung: DER STANDARD

Oder man macht sich den Vorteil dynamischen Webdesigns zunutze. Dann kann man auf den Wechsel zum zusätzlichen Dialog auch gänzlich verzichten und diesen einfach in ein auf- und einklappbares Listenelement integrieren. Damit wären es vom Aufruf des Portals bis zur Unterzeichnung einer Erklärung insgesamt zwei Klicks, ohne die Liste überhaupt verlassen zu müssen.

Foto: Screenshot, Bearbeitung: DER STANDARD

Beides würde auch auf Smartphones funktionieren, was zu einem weiteren Kritikpunkt führt. An sich wäre das Interface durchaus auch "mobile"-kompatibel, zumal die Buttons und Schriftgröße ausreichend groß sind.

Auf Smartphones wird die Volksbegehrenliste allerdings seitlich abgeschnitten, zumindest wenn man das Handy wie üblich hochkant hält. Das ließe sich recht simpel mit "responsive design" lösen, bei dem die Breite der Tabelle sich automatisch an der Auflösung des Displays ausrichtet. (Georg Pichler, 3.5.2022)