Die Bank Austria prüft, die IT ihrer Privatbank-Tochter Schoellerbank aufs hauseigene System umzustellen. Das ARZ hätte dann einen Kunden weniger.

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Wird das IT-System der Schoellerbank aus dem Allgemeinen Rechenzentrum (ARZ GmbH) ausgegliedert und auf die IT-Plattform der Unicredit Bank Austria (BA) übersiedelt? Diese Frage beschäftigt die BA gerade in ihrem "Projekt Sonic", evaluiert wird, welche Kosten- und andere Vorteile sich aus einer solchen Änderung ergeben könnten. Die Unicredit-Gruppe verwendet das IT-System Eurosig, auch die BA. Die Entscheidung soll demnächst fallen, ist in Bankerkreisen zu hören.

Die Schoellerbank ist auf Vermögensverwaltung spezialisiert und fuhr im Vorjahr mit rund 410 Mitarbeitern einen Gewinn (EGT) von 22 Millionen Euro ein. Die Frage, welches IT-System die Privatbank mit einer Bilanzsumme von rund drei Milliarden Euro künftig verwenden wird, mag mäßig prickelnd erscheinen. Für das ARZ und einen Teil von Österreichs Bankenlandschaft ist sie aber nicht unerheblich.

Gemeinsame IT-Plattform

Das ARZ gehört – derzeit – jenen Banken, die dessen IT-Services nützen; dabei geht es um sehr sensible Dinge wie Betriebssystem, gemeinsame Server, das Kernbankensystem. Größte Anteilseigner des ARZ sind die Hypos und Volksbanken; dazu kommen kleinere Institute wie eben die Schoellerbank oder das Bankhaus Carl Spängler. Andere Sektoren wie Erste/Sparkassen oder Raiffeisen haben ihre eigenen Lösungen.

Abseits des Lichts der Öffentlichkeit ist rund ums ARZ aber zuletzt etwas Unruhe entstanden, da und dort gab es die Idee, sich abzusetzen. Nicht alle sollen mit den Services zufrieden sein, heißt es, es zeichne sich ein gewisser Modernisierungsbedarf ab. (Das ARZ war für den STANDARD nicht zu erreichen.) Die Volksbanken liebäugelten IT-mäßig vorübergehend mit Raiffeisen, das soll aber vorbei sein. Nicht zuletzt hat sich der Raiffeisensektor selbst bisher zur keiner gemeinsamen IT-Plattform durchgerungen.

Rückstellungen für IT-Umstieg

Im Lichte dieser Entwicklungen dürften auch die Überlegungen der Bank Austria entstanden sein. Sie lassen sich auch aus dem Geschäftsbericht ihrer Tochter Schoellerbank für 2021 ablesen. Da ist vom "beschlossenen Wechsel des IT-Providers" und dem "geplanten Umstieg auf eine konzerninterne Plattform" zu lesen. Für damit verbundene Kosten wurde eine Rückstellung von 13 Mio. Euro eingebucht, genauer "für Personalmaßnahmen". Weitere 1,4 Mio. Euro hat die Privatbank unter dem Titel "Erfüllungskosten aus bestehenden Verträgen mit dem derzeitigen IT-Anbieter" rückgestellt, also fürs ARZ.

Klingt, als wäre der Ausstieg der Schoellerbank nur noch eine Frage der Zeit. So fix dürfte die Angelegenheit aber inzwischen schon wieder nicht mehr sein.

Accenture vor der ARZ-Tür?

Denn es hat sich eine neue Konstellation ergeben. Das IT-Beratungsunternehmen Accenture hat seine Fühler nach dem ARZ ausgestreckt, wie DER STANDARD erfahren hat.

Die Gespräche laufen schon länger und dürften recht fortgeschritten sein, wenn auch noch nicht abgeschlossen. Man tüftelt dem Vernehmen nach an verschiedenen Varianten, möglicherweise übernimmt Accenture die Anteilsmehrheit des ARZ. Von Accenture ist dazu nichts zu erfahren, man äußere sich nicht zu "aktuellen Spekulationen", heißt es auf Anfrage.

Sollte der Deal fliegen und Accenture seine Ressourcen für eine Systemmodernisierung einsetzen, könnte auch die Bank Austria wieder umdenken und das IT-System ihrer Tochter beim ARZ belassen. Die Italiener, denen die Bank Austria gehört, werden da wohl ein Wörtchen mitreden. Die Bank Austria gab am Montag keinen Kommentar ab. (Renate Graber, 3.5.2022)