Foto: Matador

Belle and Sebastian – A Bit of Previous

Der ewig leichtfüßige, dabei oft schwermütige Gitarrenpop der schottischen Belle and Sebastian ist ein widersprüchliches Phänomen. Schließlich ist Stuart Murdoch Mitte 50 und klingt immer noch, als betrachte er die Welt wie ein von Ekel ergriffener Twentysomething, der seinen Platz im Leben, zwischen Idioten, Drogen, Partys und Beziehungen erst finden muss. Young and Stupid heißt demnach der Opener, den die vielköpfige Band mit der notwendigen Dringlichkeit ausstattet. Das Album ist eine Bank, die Band und ihre Fans längst eine atheistische Glaubensgemeinschaft.

bellesglasgow

Eli Paperboy Reed – Down Every Road

Der Country-Haudegen Merle Haggard galt als eher trockene Gestalt des Fachs, hart im Nehmen, hart im Geben. Der US-amerikanische Soul-Revivalist Eli "Paperboy" Reed deutet auf Down Every Road eine Auslese aus dem umfangreichen Katalog des 2016 gestorbenen Haggard aus der Sicht des Soulmusikers. Das ergibt eine Sammlung von bestens erzählten Songs, die Reed in ein anderes, der Schwere nicht abgeneigtes Genre transformiert. Manche Titel scheinen erst im Soul-Gewand aufzublühen, anderen stehen die karge Instrumentierung und der trockene Vortrag des Country doch besser.

Eli Paperboy Reed - Topic

Bloc Party – Alpha Games

Die britische Band Bloc Party wirkt auf ihrem auch schon sechsten Studioalbum seltsam ideenlos. Aufgetaucht in der Blüte des Post-Punk-Revivals und protegiert von den dort höchst angesagten Franz Ferdinand, zählten sie zu den eher schlecht gelaunten Partygästen, die ihre Stimmung bei Altvorderen wie der Gang of Four tankten. Auf Alpha Games scheint die Luft weitgehend draußen zu sein. Kennt man alles schon, hat man alles schon gehört, besser sowieso. Das Los von Revival-Bands, wenn sie irgendwann auf ihre eigenen Ideen angewiesen sind und merken: Öha, da ist nicht viel.

Bloc Party

(Karl Fluch, 2.5.2022)