Greenpeace schickte einige Müsliriegel ins Labor. Das Ergebnis: In einem Drittel der Proben wurden Pestizidspuren entdeckt.

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Die Dinger sind rasch bei der Hand, passen in jede Hosentasche und versprechen schon mit dem ersten Bissen einen gesunden Energiekick zwischendurch.

Die kleinen Riegel aus Getreide, Trockenfrüchten und allerlei anderen Ingredienzien haben sich am Arbeitsplatz, in der Schule oder beim Sport als idealer Jausensnack etabliert.

Aber mal abgesehen davon, dass diese Riegel in der Regel viel zu süß und deswegen nur bedingt gesund sind, enthalten sie neben anderen oft versteckten industriellen Beisätzen teilweise auch Pestizide wie das umstrittene Glyphosat, wie jetzt Greenpeace in einer breiten Untersuchung herausgefunden hat.

Die Umweltschutzorganisation hat zwölf Müsliriegel von einem akkreditierten Labor, der Lebensmittelversuchsanstalt (LVA), auf Pestizide testen lassen. "Das beunruhigende Ergebnis", sagt Greenpeace-Landwirtschaftsexperte Sebastian Theissing-Matei: "Vier der zwölf Proben waren mit dem Pflanzengift Glyphosat belastet, drei davon auch noch mit weiteren Giftstoffen. Unter den betroffenen Proben war auch ein für Schwangere beworbener Riegel der Marke Milupa."

Die geltenden gesetzlichen Grenzwerte seien zwar in keiner der Proben überschritten worden, "aber es geht um den regelmäßigen Konsum. Es ist schon klar, dass man nach einem Müsliriegel nicht tot umfallen wird, aber wenn über Jahre diese Riegel konsumiert werden, kommt man permanent mit kleinen Dosen Gift in Kontakt. Da unterschiedliche Pestizide eingesetzt werden, könnte es auch zu Wechselwirkungen im Körper kommen. Darüber weiß man aber noch zu wenig", sagt Theissing-Matei im STANDARD-Gespräch.

Embryos und Pestizide

Speziell bei Müsliriegeln, die zur Kräftigung von Schwangeren beworben werden, sei Vorsicht geboten. Milupa habe da speziell ein Produkt für Schwangere entwickelt. "Auch wenn die gefundenen Mengen gering sind und unter den Grenzwerten, muss bei Embryos ein besonderes Vorsichtsprinzip gelten. Man weiß auch hier viel zu wenig über die Auswirkungen von geringen Pestiziddosen auf die Embryos", sagt der Greenpeace-Experte.

Immer wieder trifft man bei derartigen Untersuchungen auf das Pflanzengift Glyphosat. Neben diesem Glyphosat, das in allen vier Proben gefunden wurde, wurden weitere Pestizide – Pyrimethanil, Cypermethrin, Piperonylbutoxid und Pirimiphosmethyl – gefunden. Die nachgewiesenen Giftstoffe werden in der konventionellen Landwirtschaft angewandt, etwa um Schädlinge oder "Beikräuter" abzutöten, sagt Theissing-Matei, der allgemein zu Bio-Riegeln rät, in denen keine Pestizidrückstände nachgewiesen worden seien.

Milupa weist Kritik zurück

Aus dem Milupa-Mutterkonzern Danone heißt es auf STANDARD-Anfrage: "Milupa Profutura Mama Müsliriegel für Schwangere ist selbstverständlich sicher und erfüllt alle gesetzlichen Bestimmungen in Hinblick auf Pflanzenschutzmittel. Auch die von Greenpeace getesteten Werte befinden sich deutlich unter den EU-Grenzwerten für Pflanzenschutzmittelrückstände. Im Zuge einer Fokussierung auf unser Kernsortiment haben wir den Müsliriegel bereits im November 2021 ausgelistet, und es befinden sich nach unserem Kenntnisstand keinerlei Restbestände mehr im Markt. Die Auslistung war eine strategische Markenentscheidung."

Danone verweist überdies auf die Interessenvertretung der "Industriegruppe Pflanzenschutz" (IGP), die den Greenpeace-Müslitest scharf kritisiert.

"Aufgrund des Ukraine-Krieges drohen weltweit Versorgungsengpässe mit Lebensmitteln, und Greenpeace setzt seine Panikmache gegen geprüfte und sichere Produkte unbeeindruckt fort. Es wird Zeit, dass auch Umweltschutzorganisationen ihr verwerfliches Spiel mit der Angst der Menschen vor Krebs einstellen", sagt IGP-Obmann Christian Stockmar. Greenpeace kontert: "Übliche Reaktionen." (Walter Müller, 2.5.2022)