Der verschärfte Fachkräftemangel und die daraus resultierenden immer längeren Vakanzzeiten führen zu einem Anstieg der Stellenanzeigen.

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Wien – Jobsuchenden stehen aktuell fast doppelt so viele offene Stellen als noch vor zwei Jahren zur Verfügung: Im zweiten Quartal 2020 wurden 74.270 Stellen ausgeschrieben, im ersten Quartal 2022 waren es 143.800. Das zeigt die aktuelle Erhebung des "Stepstone-Fachkräfteatlas", für den die Marktforschungsagentur Index Jobanzeigen in 22 Printmedien und 21 Jobbörsen in ganz Österreich ausgewertet hat.

Im Schnitt wächst der Stellenmarkt seit zwei Jahren um rund 10.000 Stellenausschreibungen pro Quartal und liegt bereits um 42 Prozent über dem Vor-Corona-Niveau. "Wir haben den Aufschwung erwartet, aber nicht mit dieser Geschwindigkeit und nicht in diesem Ausmaß", sagt Nikolai Dürhammer, Geschäftsführer bei Stepstone, zu den Ergebnissen. "Was wir hier sehen, ist zum einen ein gewisser Nachholeffekt, eher zurückhaltende Unternehmen wagen sich jetzt wieder vor. Zum anderen haben wir trotz allem ein reales Wirtschaftswachstum um die drei Prozent, also auch einen tatsächlichen Anstieg von Stellen."

Mehrfach ausgeschrieben

Für den starken Anstieg an Jobinseraten ist laut der Erhebung aber vor allem eines verantwortlich: der verschärfte Fachkräftemangel und die daraus resultierenden immer längeren Vakanzzeiten. Das hat einerseits zur Folge, dass Stellen mehrmals neu ausgeschrieben werden, bevor sie besetzt werden können. Andererseits werden für eine offene Position mehrere Anzeigen auf verschiedenen Portalen veröffentlicht. Im ersten Quartal 2020 wurden für eine offene Position durchschnittlich 1,4 Stellenanzeigen ausgeschrieben. Im ersten Quartal 2022 waren es rund 1,6 Anzeigen pro zu besetzender Stelle.

Auswirkungen des Ukraine-Kriegs seien derzeit am Jobmarkt nicht zu spüren. Aktuell gibt es laut Dürhammer keine Anzeichen dafür, dass Firmen ihre Recruitingaktivitäten zurückschrauben. "Man darf auch nicht vergessen: Unternehmen haben durch die Pandemie gelernt, dass es manchmal sinnvoller ist, nicht zu früh oder zu drastisch auf die Bremse zu drücken", sagt er. Denn wer zu Beginn Stellen massiv abgebaut hat, habe nun teilweise große Probleme damit, dringend benötigtes Personal wieder zu bekommen. (red, 3.5.2022)