Am 23. April 2021 schossen Wacker-Fans von draußen Feuerwerkskörper ins Stadion, und es war Feuer am Dach. Ein Bild mit Symbolcharakter.

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Innsbruck – Am Donnerstag um 23.59 Uhr wird das jüngste unrühmliche Kapitel des FC Wacker Innsbruck sein trauriges Ende finden. Denn um Mitternacht verstreicht die letzte Frist, die dem Verein bleibt, um das Ständige Neutrale Schiedsgericht anzurufen, das bis Ende Mai in dritter und letzter Instanz über einen Verbleib der Innsbrucker im Profigeschäft entscheiden könnte. Allerdings dürfen dabei keine Unterlagen nachgereicht werden, somit wird sich an der prekären Situation von Wacker nichts mehr ändern.

In den beiden Instanzen zuvor war den Tirolern die Lizenz für die Zweite Liga mangels Finanzplan verweigert worden. Am Dienstagabend traf sich Wacker-Präsident Kevin Radi mit der Tiroler Politik zum Krisengipfel. Es sollte um eine Rettung des Amateurbereichs gehen. Doch Radi blieb auch gegenüber der Politik Antworten schuldig. Man trennte sich ergebnislos.

"Wir haben viele Worte, aber nichts Substanzielles gehört", zeigte man sich im Büro von Landeshauptmann-Stellvertreter Josef Geisler (ÖVP) ratlos. Seit Februar hat die öffentliche Hand alle Subventionen eingefroren. Solange der Verein seine finanzielle Situation nicht vollständig darlege, werde es kein Steuergeld mehr geben, bestätigte Geisler. Die Förderungen würden dazu dienen, zumindest den Amateur-, Frauen- und Nachwuchsbetrieb zu sichern.

Innsbrucks Bürgermeister Georg Willi (Grüne) bekräftigte ebenfalls den Willen zu Subventionen in den genannten Sparten. "Transparenz seitens des Vereins ist hier aber Voraussetzung – auch gesetzlich."

Totalabsturz droht

Dem finanziell klammen Innsbrucker Klub droht die Insolvenz, bei einem Konkurs wird Wacker bei Fortbestand in die zweite Klasse durchgereicht. Die Profi-GmbH und der Verein sind zwei verschiedene Rechtspersönlichkeiten. Die am Verein hängende Amateursparte samt Nachwuchs, 14 Teams insgesamt, soll rund 900.000 Euro an Verbindlichkeiten aufweisen.

Für einen Fortbestand des Profibetriebes fehlen gut zwei Millionen Euro, heißt es seitens des Vereins. Wacker-Präsident Radi spricht zwar weiterhin von einigen "Bällen", die er in der Luft habe. Er meint damit offenbar mögliche Investoren, mit denen es noch Gespräche gebe. Selbst aus dem Verein heißt es dazu aber, dass diese Optionen "wenig realistisch" seien. Mit 30. April hat auch Vizepräsident Thomas Kerle sein Dienstverhältnis beendet. Damit fehlt Wacker der dritte Vorstand, der laut Statut nötig wäre.

Spieler springen ab

Bisher haben zudem acht Spieler des Profikaders ihren Vertrag aufgelöst. Die Mannschaft hatte dem Verein Mitte April ein Ultimatum gesetzt, um ausständige Spielergehälter zu überweisen. Das ist nicht passiert, weshalb die Kicker nun ablösefrei wechseln können.

Auch die zehn Angestellten des Vereins – sie sind nicht bei der GmbH, sondern beim Verein beschäftigt – warten seit drei Monaten auf ihre Gehälter. Dass sie dennoch weiter arbeiten, sei ihrer Treue geschuldet, sagen sie. "Es ist eine Herzensangelegenheit. Jeder von uns Mitarbeitern ist auch ein Fan."

Auch der weitere Spielbetrieb in der Wacker-Heimstätte am Innsbrucker Tivoli ist nicht gesichert. Der Verein ist die Miete schuldig, wie Olympiaworld-Geschäftsführer Matthias Schipflinger bestätigt: "Wir haben bereits eine Mahnklage eingebracht." Neben dem Profiteam trainieren und spielen auch die zehn Nachwuchs-, die beiden Frauen- und die weiteren zwei Kampfmannschaften am Tivoli.

Fans sind enttäuscht und wütend

Die leidgeprüften Wacker-Fans haben derweil eine Onlinepetition unter dem Motto "Wir wollen unseren Verein zurück" gestartet. Auch sie fordern darin von der Vereinsführung Transparenz, was die tatsächliche finanzielle Lage angeht. Zudem wollen sie, dass Präsident Radi zurücktritt und die Leitung an ein neu zu wählendes Vorstandsteam übergibt. Rückblickend, so heißt es in der Fanpetition, habe man sich 2019, als man sich mangels Geld Investoren öffnete, getäuscht und sei getäuscht worden: "Genug der hochtrabenden Pläne und leeren Versprechungen! Zurück zu realistischen Budgets und dementsprechenden sportlichen Zielen." (Steffen Arora, 4.5.2022)