In den heftig umkämpften Gebieten im Süden und Osten tut sich die Ukraine zunehmend schwer, die Internetinfrastruktur aufrecht zu erhalten.

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In den stark umkämpften und teilweise besetzten Gebieten im Nordosten und Süden der Ukraine setzt Russland alles daran, die Internetinfrastruktur zu torpedieren. Neben großflächigen Ausfällen wie in der nordöstlichen Stadt Charkiw, die teilweise durch Kampfhandlungen verursacht wurden, verzeichnete die südukrainische Stadt Cherson vor wenigen Tagen ein totales Internet-Blackout. Die Internetdienste sind nun wieder online, wurden aber offenbar von Russland gekapert.

Russland leitet Internet um

Wie eine Analyse der Netzwerkverbindungen zeigt, wird zumindest der Internetverkehr des ukrainischen Anbieters Skynet (Khersontelecom) über russische Server umgeleitet. Darauf weist die Organisation Netblocks hin. Statt über ukrainische Infrastruktur werden die Verbindungen nun über den auf der Krim beheimateten russischen Anbieter Miranda und damit letztlich über die russische Rostelecom geführt. Damit kann Russland Internetverbindungen überwachen und gegebenenfalls auch russlandkritische Inhalte und westliche Plattformen sperren lassen.

Für den Widerstand der ukrainischen Bevölkerung in der Region ist das Kapern der Internetinfrastruktur ein potenziell schwerer Schlag. Damit rückt einmal mehr Elon Musks Satelliteninternet Starlink in den Fokus, das den ukrainischen Streitkräften, aber auch Zivilistinnen und Politikern die ungefilterte Internetnutzung erlaubt. Da sich die ukrainische Internetversorgung über Wochen hinweg als erstaunlich robust erwies, galt der von Musk und der ukrainischen Regierung medienwirksam in Szene gesetzte Einsatz der Starlink-Terminals zunächst als weniger relevant als dargestellt.

Starlink: 150.000 Nutzerinnen täglich

Bis heute gibt es nur schwer überprüfbare Zahlen zur tatsächlichen Verbreitung und Nutzung des Satelliteninternets. In ersten Berichten war zunächst von 5.000 ausgelieferten Verbindungsstationen die Rede, wovon zwei Drittel von Space X gespendet wurden. Der Rest wurde von der US-Regierung bezahlt. In US-Medien war zuletzt davon die Rede, dass mittlerweile über 10.000 Terminals in der Ukraine eingesetzt werden.

Digitalisierungsminister Mychajlo Fedorow teilte am Montag erstmals konkrete Zahlen zur Nutzerschaft mit. Etwa 150.000 Menschen würden Starlink pro Tag aktiv verwenden. Der Dienst sei eine essenzielle Unterstützung für die ukrainische Infrastruktur und zerstörte Regionen. "Die Ukraine wird damit verbunden bleiben, egal was passiert", schrieb Fedorow auf Twitter. (step, 4.5.2022)