Ein beliebtes Fotomotiv auf Instagram: der Kjeragbolten in Norwegen.

Foto: Getty Images/iStockphoto/espiegle

Wer kennt sie nicht, jene perfekten Bilder, die zu Tausenden von Reisenden von Hotspots aus aller Welt auf der Fotoplattform Instagram geteilt werden. Doch die Realität sieht meist ganz anders aus, wie diese Beispiele zeigen – es wird geschummelt, bearbeitet und gefiltert.

Gates of Heaven, Bali, Indonesien

Auf Bali gibt es zahlreiche wunderschöne Fotomotive: Reisfelder, atemberaubende Strände, mystische Tempel oder auch köstlich aussehendes Essen. Einige Hotels, Restaurants oder auch Parks haben mittlerweile spezielle Fotospots eingerichtet, die von vielen Urlaubern genutzt werden.

Wer nach Bildern von Bali auf Instagram oder bei Google sucht, kommt an einem Bild nicht vorbei: den "Gates of Heaven" am Tempel Pura Lempuyang Luhur. Das Netz ist voll mit Bildern von wirklich schönen Fotos von Yogakünstlern, Verliebten, Influencern in wallenden Kleidern und anderen Fotoliebhabern zwischen den beiden Pforten.

Das Besondere an dem Bild ist die Spiegelung im See, der direkt vor den "Gates of Heaven" liegt. Doch dieser See existiert nicht wirklich. Die Fotos sind daher alle eine optische Täuschung. Wie das funktioniert? Ganz einfach: Durch einen Spiegel, der direkt unter die Linse gehalten wird. Wer dieses berühmte Foto von sich haben will, muss sich nicht einmal selbst um die Spiegel kümmern – das machen Einheimische vor Ort.

Allerdings sollte man ein bisschen Zeit mitbringen, denn das Motiv ist so beliebt, dass sich mitunter lange Schlangen bilden.

Kebema-Panoramabrücke, Ginzling, Österreich

Bilder von großartigen Aussichten auf die Berge und über Seen gehen wirklich immer. Ein besonders beliebter und, zugegeben, auch ein besonders schöner Foto-Hotspot befindet sich im Zillertal. Wer den Aufstieg zur Olpererhütte meistert, wird mit einem Ausblick auf die Alpen belohnt.

Genau hier, auf 2.389 Meter Höhe, entstehen täglich zahlreiche Fotos von Wanderern und Instagrammern auf der Kebema-Panoramabrücke. Waghalsige hängen sich auch einfach nur an die Brücke, andere posieren auch gerne mal im Ballkleid und barfuß auf der ikonischen Hängebrücke.

Auch wenn der sagenhafte Ausblick real ist, so ist die Brücke doch etwas weniger spektakulär, als sie aussieht. Sie ist nämlich viel kürzer und weniger hoch als gedacht. Geht man beim Fotografieren etwas weiter nach hinten oder benutzt einen Weitwinkel, wird das auf Fotos schnell sichtbar. Da die Panoramabrücke ein wahrer Instagram-Star ist, kommt es auch an diesem Hotspot zu längeren Wartezeiten.

Kjeragbolten, Sandnes, Norwegen

Ein weiterer weltweit beliebter Foto-Spot von Wanderern und Outdoor-Urlaubern ist der Kjeragbolten in Norwegen. Der Fels klemmt zwischen zwei Felswänden und sieht beinahe so aus, als könnte er einfach abstürzen. Nichtsdestotrotz klettern täglich viele Waghalsige auf den Felsen und lassen sich in verschiedensten Posen ablichten.

Der Ort ist zwar real und befindet sich wirklich in schwindelerregender Höhe, der Weg dorthin ist allerdings einfacher, als er aussieht. Auf der Rückseite gibt es einen schmalen Weg, den man, sofern man schwindelfrei ist, relativ problemlos entlanggehen kann. Am Ende muss ein großer Schritt oder ein kleiner Sprung gemacht werden, aber abseilen oder Ähnliches ist nicht nötig.

Wer ein Foto auf dem Monolithen haben möchte, sollte aber auf jeden Fall vorsichtig und rücksichtsvoll anderen Wanderern gegenüber sein, da es von dort 1.000 Meter in die Tiefe geht. Wanderungen zum Kjeragbolten werden nur von Mitte Mai bis September empfohlen.

Ehemalige Tabakfabrik Yenidze, Dresden, Deutschland

Was nach einer farbenfrohen Moschee aus 1.001 Nacht aussieht, ist in Wirklichkeit ein beliebtes Kuppelrestaurant und Bürogebäude im schönen Dresden. Ursprünglich war die imposante "Yenidze" eine Zigarettenfabrik.

Warum die aussieht wie eine orientalische Moschee? Das liegt daran, dass es zu Beginn des 20. Jahrhunderts keine Fabriken im Stadtzentrum Dresdens geben durfte, damit das Stadtbild nicht zu industriell wirkt. Um dieses Problem zu umgehen, designte der Architekt Martin Hammitzsch dieses Bauwerk, das sowohl ein Blickfang ist als auch die Anforderungen der Stadt erfüllte. Den besten Blick auf die Yenidze gibt es übrigens vom Parkhaus gegenüber und als Gast des Restaurants.

Mount Rushmore National Memorial, Black Hills, South Dakota, USA

Das imposante Denkmal am Mount Rushmore wird jährlich von knapp drei Millionen Menschen aus aller Welt besucht und hat dafür gesorgt, dass die gesamte Region deutlich mehr Touristen verzeichnen kann.

Auf Fotos und Postkarten wirken die ehemaligen Präsidenten oft zum Greifen nah. Wer also hofft, den vier ganz nah zu kommen, wird leider enttäuscht. Die vier Gesichter thronen nämlich weit oben und weit weg auf dem Berg. Für ein perfektes Bild braucht man eine gute Kamera mit einem sehr guten Zoom.

Beeindruckend ist das Denkmal trotzdem, und die Umgebung ist ebenfalls einen Besuch wert. Aber besonders nah kommt man den Präsidenten leider nicht. Den besten Blick hat man vom Parkplatz aus, es ist also nicht zwingend notwendig, ins Visitor Centre zu gehen.

Mannekin Pis, Brüssel, Belgien

Jede Stadt hat ihr eigenes Wahrzeichen. In Brüssel ist es das Mannekin Pis – eine Bronzestatue eines pinkelnden Buben. Die Figur ziert zahlreiche Postkarten, Fotos und kann in verschiedensten Formen, z. B. als Schokoladenfigur, als Andenken gekauft werden.

Wer sich selbst ein Bild des Bubens machen will, muss vielleicht etwas länger suchen. Denn die Statue ist winzig klein, versteckt sich in einer Ecke und ist zudem noch eingezäunt. Wenn nicht immer Massen an Fotoverrückten davorstehen würden, würde das Mannekin Pis wahrscheinlich beinahe übersehen werden.

Fun Fact: Neben dem urinierenden Jungen verstecken sich noch zwei weitere ganz ähnliche Skulpturen in Brüssel, die bisher noch deutlich unbekannter sind: Jaennke Pis und Zinneke Pis – ein kleinen Mädchen und ein Hund, die ebenfalls Wasser lassen. Jaenneke Pis ist allerdings mittlerweile ebenfalls eingezäunt, damit das kleine Mädchen nicht von Betrunkenen belästigt wird.

Sibirische Malediven, Novosibirsk TEZ-5, Russland

Das strahlend blaue Wasser dieses Sees in der Nähe von Novosibirsk erinnert an das Meer und trägt nicht ohne Grund den Spitznamen "Sibirische Malediven". Das Wasser sieht wunderschön und nach Urlaub aus und lockt aus diesem Grund immer mehr Instagrammer an, die am und auf dem See Fotos knipsen, was das Zeug hält.

Dabei ist der See alles andere als einladend oder ein Urlaubsparadies. Tatsächlich ist das Wasser sogar giftig und kann schwere allergische Reaktionen auslösen. Das liegt daran, dass das Wasser eine sehr hohe Kalziumkonzentration und auch Spuren einiger anderer Metalle hat. Der See dient nämlich eigentlich als Mülldeponie eines Kohlekraftwerks, dessen Aschereste im See entsorgt werden. Die beeindruckende Farbe des Wassers kommt von den Metallen im Wasser.

Es wird strengstens davor gewarnt in Berührung mit dem Wasser zu kommen, und auch der Schlamm auf dem Grund des Sees birgt Gefahren. Laut dem Betreiber des Kohlekraftwerks ist es kaum möglich, sich selbst aus dem Schlamm zu befreien, sollte man damit in Berührung kommen. Die Warnung hält dennoch nicht alle Selfie-Fans davon ab, dort Urlaubsbilder zu schießen.

Pedra do Telégrafo, Rio de Janeiro, Brasilien

Auch bei diesem beliebten Instagram-Hotspot in Brasilien ist alles mehr Schein als Sein. Wer hier an der Klippe hängt, ist weder waghalsig noch zwangsläufig superstark. Atemberaubende Bilder von Menschen, die am Abgrund hängen, oder romantische Bilder von Paaren, die sich gegenseitig über den Abgrund retten, gibt es auf Instagram wie Sand am Meer.

Das Motiv und auch der Ausblick vom Pedra do Telégrafo sind aber auch wirklich verlockend. Die Wanderung dauert circa eine Stunde, und allein für den einmaligen Blick aufs Meer lohnt es sich, die knapp 350 Meter nach oben zu kraxeln.

Der Clou an dem Wahnsinnsfoto ist allerdings, dass der Felsvorsprung nicht etwa über dem Abgrund, sondern lediglich 1,5 Meter über dem Boden schwebt. Es ist also recht einfach und nicht wirklich gefährlich, sich an den Felsen zu hängen. Aus dem richtigen Winkel sieht das Foto spektakulär, aus dem falschen eher lustig aus.

Pyramiden von Giseh, Kairo, Ägypten

Einmal im Leben die Pyramiden von Giseh zu sehen und das Gefühl zu haben, den alten Pharaonen ganz nahe zu sein – das steht bei vielen Reisefans auf der Bucket-Liste. Und wer nach Ägypten reist, erfüllt sich meist auch diesen Traum.

Abgesehen davon, dass die Pyramiden vollkommen überlaufen sind und man an jeder Ecke etwas aufgeschwatzt bekommt, gibt es noch einen weiteren Punkt, der immer wieder für eine große Enttäuschung sorgt: Die Pyramiden liegen nicht mitten in der Wüste, wie zahlreiche Fotos und Filme suggerieren, sondern direkt neben der ägyptischen Hauptstadt Kairo. Das vereinfacht zwar die Anreise immens, wirkt aber auf viele Besucher doch entzaubernd.

Das Weltwunder ist natürlich trotzdem ein beeindruckendes Fotomotiv, doch leider nur aus einer Richtung. Dreht man sich um, so stören die Wolkenkratzer Kairos doch eindeutig die mystische Atmosphäre. (red, 5.5.2022)

Hinweis: Dieser Artikel basiert auf einer Aussendung der Buchungsplattform Travelcircus. Der Text wurde redaktionell bearbeitet und teilweise gekürzt.