"Ich muss ja zugeben, wir sind seit einiger Zeit, was die Kommunikation angeht, sehr auf Cupra fokussiert", sagte Wolfgang Wurm, Geschäftsführer von Seat und Cupra, bei der Vorstellung der Jahresbilanz 2021 der beiden Marken. Und tatsächlich, im Licht der neuen Ausführungen des Cupra Formentor (in Form eines Fünfzylinders) und Born (e-Boost-Variante) ist die ältere, die Hausmarke etwas abhandengekommen.

Der Seat Ibiza ist immer noch das Kernprodukt der Marke.
Foto: Seat

Aber es gibt sie noch, wie die Zahlen beweisen. Zwar verbuchte Seat erneut ein negatives Betriebsergebnis von rund 371 Millionen Euro, laut Wurm ist das aber trotzdem eine Steigerung um 11,2 Prozent zum Corona-Anfang-Jahr 2020. Einen größeren Absatz an Autos gab es auch zu verbuchen, mit rund 470.000 immerhin 10,3 Prozent mehr als im Vorjahr. Doch eine Entwicklung, die sich wohl in den kommenden Jahren fortführen wird, ist bereits hier zu erkennen. Während Cupra davon insgesamt fast 80.000 Autos verbucht hat und damit eine Steigerung um 190 Prozent verzeichnet, gingen die Seats um rund zwei Prozent zurück.

Der SUV ist die Spitze

Der Umsatzerlös pro Fahrzeug stieg, als direkte Folge, um 480 Euro auf 16.850 Euro. Je teurer das Auto, desto mehr verdient der Hersteller daran. "Wir sehen, dass der Premiumsektor immer attraktiver wird", sagte Wurm dazu und bestätigte die Entwicklung. Auch die Marktanteile beider Marken näherten sich nach und nach an. In den ersten vier Monaten des aktuellen Jahres lag Seat bei fünf, Cupra bei 2,3 Prozent.

Der SUV/CUV ist auch 2022 weiterhin der Spitzenreiter der Karosserieformen, mit einem Anteil von fast 50 Prozent, Tendenz steigend, gefolgt von Hatchbacks und Kombis. Dort ist sowohl Seat als auch Cupra mit unter anderem Arona, Ateca, Formentor und Ateca gut vertreten. Der Kern sei aber weiterhin der Ibiza, genau wie der Born bei Cupra. "Mit dem sind wir sehr zufrieden. Wir bräuchten nur mehr."

Genauso wie der Born für Cupra. "Mit dem sind wir sehr zufrieden. Wir bräuchten nur mehr", sagte Wolfgang Wurm.
Foto: Stockinger

Doch man wolle auch bei zwei sich ergänzenden Marken nicht stillstehen. Seat ist seit geraumer Zeit auch mit dem Mó im zweirädrigen Segment unterwegs. Sei es als E-Scooter für die Straße oder E-Kick-Scooter auf dem Fahrradweg.

Und auch ansonsten seien die Zeichen der Zukunft voll auf die elektrische Schiene ausgelegt. Cupra hat mit dem Urban Rebel erst vor kurzem einen neuen E-Ableger mit Rennambitionen vorgestellt. Und auch bei Seat soll es etwas Neues geben. "Aber nicht vor 2025", sagte Wurm.

Unabhängiger werden

Das Seat-Werke in Martorell, Spanien, ist mittlerweile auch vollkommen energieautark und auf die Produktion von E-Autos ausgelegt, darüber hinaus soll in Sagunto, in der Nähe von Valencia, eine Batteriezellenfabrik entstehen. 2026 soll hier der Startschuss für die Produktion fallen. Das sei auch im Sinne der Volkswagen-Gruppe. Inflation, Ukraine-Krieg, Halbleiterkrise – all das seien Anzeichen dafür, dass man nun Krisenmanagement wieder lernen müsse. "Nach der Krise ist vor der Krise", fasste es Wurm zusammen. Es gebe Pläne, unabhängiger bei den Chips zu werden oder sogar auf Gigafactorys zu setzen, wie es Tesla macht. Konkret sei aber noch nichts.

Dabei sei die Situation nicht allzu schlecht. Immerhin seien die Auftragsbücher voll, nur die Auslieferung dauere zu lang. Rund neun Monate wartet der durchschnittliche Seat- und Cupra-Kunde auf sein Auto.

Die allgemeine Entwicklung sei aber abzusehen, sagte Wurm. "Der E-Motor wird den Verbrenner verdrängen. So will es auch der Gesetzgeber." Und auf die Frage, ob es Seat in fünf Jahren noch geben werde, antwortete Wurm nur: "Ja. Wir brauchen das Volumen." (Thorben Pollerhof, 6.5.2022)