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Russische Kinos setzen offenbar auf Raubkopien, um zu überleben.

Foto: AP / Annie Rice

Nicht nur Tech-Konzerne wie Facebook, Apple und Microsoft reagierten auf Russlands Invasion der Ukraine mit dem Verkaufsstopp ihrer Produkte. Auch die Kulturbranche schloss sich den weltweiten Sanktionen gegen den Aggressor an. Anfang März gaben Disney, Sony und Warner bekannt, Filmstarts in Russland auszusetzen. Blockbuster wie "Rot", "The Batman" oder die Marvel-Comic-Cerfilmng "Morbius" sollen dort also nicht auf die große Leinwand kommen. Für Kinos scheinen die Folgen verheerend zu sein – weshalb sie offenbar damit begonnen haben, raubkopierte Filme zu zeigen, berichtet "Torrentfreak".

Allein in den kommenden zwei Monaten soll der Umsatz der Filmindustrie des Landes um mehr als 80 Prozent sinken, heißt es in einem Statement des Russischen Verbands der Kinobesitzer (RATO) Ende April. Auf lange Sicht bestehe dadurch die Gefahr, dass die ganze Branche verschwinden könnte. "Leider decken die Quantität und Qualität russischer Filme, die der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden, nicht die gesamte Nachfrage ab. Außerdem wurde der Start einiger russischer Filme aus uns unbekannten Gründen verschoben oder ganz abgesagt, obwohl sie eine staatliche Produktionsförderung erhielten", schreibt der Verband.

Neben einem Hilferuf an das Kulturministerium würden laut den Berichterstattern deshalb viele Kinos zu einer ungewöhnlichen Maßnahme greifen, indem sie Raubkopien zeigen. Schon Mitte April kursierte auf sozialen Medien wie VK und Telegram die Nachricht, dass US-Blockbuster wie "The Batman", die Netflix-Produktion "Don’t Look Up" und "Rot" in die Kinos kommen würden – obwohl die Rechteinhaber einer Veröffentlichung in Russland gar nicht zugestimmt hatten.

Kunstperformance

Um sich rechtlich abzusichern, soll ein Moskauer Kino zum Beispiel die Vorstellung des neuen "Batman"-Films als "Kunstperformance mit künstlerischem Kommentar zu Hollywoods Rückzug vom russischen Markt" bezeichnet haben, schreibt "Torrentfreak". In Wirklichkeit stamme der Film jedoch von einer Torrent-Seite. Dieselbe oder eine ähnliche Quelle sei auch von Kinos in anderen Städten verwendet worden.

Das Problem dabei: Auch in Russland ist Filmpiraterie verboten, heißt es im Bericht. Manche Anbieter würden deshalb die Verantwortung von sich schieben und zum Beispiel behaupten, dass das Angebot von den Organisatoren einer privaten Veranstaltung stamme.

Kritik

Dem gegenüber steht ein Statement des Verbands der Kinobesitzer: "Die illegale öffentliche Vorführung von Raubkopien in Kinos führt das russische Kinogeschäft aus dem legalen Bereich und versetzt uns zurück in die dunklen Tage des illegalen Geschäfts der 1990er-Jahre", heißt es in ebendiesem. Man verstehe, dass dieses Vorgehen auf die Panik der Branche zurückzuführen sei, "weil die Regierung keine wirksame Antwort auf die derzeit kritische Situation" habe. "Wir verurteilen die Praxis der illegalen Vorführung von Filmen in russischen Kinos und rufen die gesamte professionelle Filmgemeinschaft auf, solche Praktiken zu verhindern", heißt es weiter. (red, 4.5.2022)