Der Österreicher liebt Tiere. Zumindest jene in den eigenen vier Wänden. Für Hund und Katz werden keine Kosten gescheut. Ihr Futter darf das Dreifache eines Schnitzels kosten. Der Österreicher liebt aber auch Fleisch – solange ihm Bilder, die die schockierenden Produktionsbedingungen hinter Schweinebraten und Schinken zeigen, nicht den Appetit verderben. Dennoch mahlen die Mühlen der heimischen Fleischwirtschaft beim Tierschutz unverändert langsam.

Schweine sind die unangefochtenen Lieblingstiere auf den Tellern der Konsumenten.
Foto: APA/dpa/Marijan Murat

Die höheren Standards, die Österreichs Regierung nun vorlegt, nicht zuletzt auch auf Druck der EU, waren längst überfällig. Der große Wurf sind sie nicht. Vor allem Schweine als unangefochtene Lieblingstiere auf den Tellern der Konsumenten werden noch lange besserer Haltungsbedingungen harren müssen. Die unerträglichen Vollspaltböden sind weiterhin erlaubt.

Mehr Tierwohl kostet Geld. Aber wer wagt es politisch schon, Bauern vor den Kopf zu stoßen, die erst in teure Investitionen getrieben wurden und jetzt mit ihren Massenprodukten finanziell mit dem Rücken zur Wand stehen?

Halbherzig war es auch, Gastwirte von der Pflicht der Herkunftsbezeichnung von Nahrungsmitteln auszusparen. Dies wäre ein wichtiger Hebel gewesen, um die Fleischproduktion im eigenen Land zu stärken. Wer Fleisch isst, will zusehends nicht nur wissen, woher es kommt, sondern auch, wie viel Tierleid in ihm steckt. Dieses Paket kann nicht der letzte Gang im Tierschutzmenü gewesen sein. (Verena Kainrath, 4.5.2022)