Die unendliche Geschichte mit dem Titel "Welcher deutsche Spitzenpolitiker fährt nach Kiew" ist um eine Wendung reicher. Nun hat Bärbel Bas (SPD), als Bundestagspräsidentin immerhin zweithöchste Repräsentantin des deutschen Staates, eine Reise angekündigt.

Doch auf den Rängen drumherum schaut es bisher nicht so gut aus. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier wollte, war in Kiew aber nicht willkommen: erstens weil Kiew seine Russland-Politik als früherer Außenminister als zu Putin-freundlich geißelt, zweitens weil man lieber Kanzler Olaf Scholz empfangen möchte. Der kann Panzer liefern.

Scholz will nicht in die Ukraine fahren.
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Aber Scholz mochte nicht kommen, weil er fand, so könne die ukrainische Seite nicht mit Steinmeier umspringen. Dafür wurde der Kanzler vom ukrainischen Botschafter in Berlin, Andrij Melnyk, als "beleidigte Leberwurst" beschimpft.

Das ist, bei allem Respekt für Melnyks schwere Lage, daneben. Solche Worte kommen bei vielen Deutschen, die Geflüchteten aus der Ukraine helfen, nicht gut an und können für Melnyk zum Bumerang werden.

Doch auch der Scholz-Stolz ist fehl am Platze. Protokollarische Feinheiten müssten, wenn Bomben fallen und Menschen sterben, hintanstehen. Die Hilfe für die Ukraine steht im Vordergrund. Es ist gut, dass Steinmeier und der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj nun telefoniert haben und jetzt der Bundespräsident und Scholz nach Kiew fahren können. (Birgit Baumann, 5.5.2022)