Ein Hingucker ist er schon. Wenn Passantinnen und Passanten am Polestar Space in der Wiener Herrengasse vorbeigehen, können sie sich selten einen Blick verkneifen. Alles strahlt so schön, die beiden Polestars stören die Augen nicht. Man könnte fast sagen, alles ist furchtbar steril.

Foto: Polestar/Zsolt Marton

Dieser sterile Space war auch, im Rahmen der "Langen Nacht der E-Mobilität", Austragungsort einer Diskussion zum Thema "New Mobility". Das komplett männliche Podium bestand aus Thomas Hörmann, Geschäftsführer Polestar Österreich, Claes Lindgren, Country Customer Fulfillment Manager bei Ikea, Paul Janacek, Head of Group Fleet bei der Österreichischen Post, und Ronald Lausch, Chief Sales Officer bei Smatrics.

Das Podium von links: Moderatorin Stefanie Gründl, Paul Janacek, Head of Group Fleet bei der Österreichischen Post, Claes Lindgren, Country Customer Fulfillment Manager bei Ikea, Ronald Lausch, Chief Sales Officer bei Smatrics, und Thomas Hörmann, Geschäftsführer Polestar Österreich.
Foto: Polestar/Zsolt Marton

Thema sollte vor allem die E- und zukünftige Mobilität sein. Ein guter Start sei das bisher, sagte Polestar-Chef Hörmann zum Anfang. "Aber es gibt auch noch viele Probleme": fehlende Verfügbarkeiten, lange Lieferzeiten und die immer noch vorherrschende Lade- und Reichweitenangst unter der Bevölkerung. Und beim Preis könnte auch "vom Gesetzgeber mehr kommen".

Das Ladenetz als "Bottleneck", aber verwaltbar

Bei der Post sei man guter Dinge, was die E-Mobilität angeht. In ganz Graz sei man mittlerweile mit elektrischen Mobilen unterwegs, in rund acht Jahren soll das in ganz Österreich der Fall sein. "Wir reden von insgesamt rund 10.000 Fahrzeugen, die müssen nach und nach ausgetauscht werden", sagte Janacek.

Und auch bei Ikea sei man in Wien bei der Auslieferung der Möbel komplett auf den E-Verkehr gewechselt. "Das war nicht so einfach, immerhin muss man die Laufleistung beachten", sagte Lindgren. Bis zu eine Tonne Gewicht im Frachtraum, dazu sechs bis acht Lieferungen in einer Tour, das müsse so ein E-Transporter erst einmal stemmen. Bis 2025 wolle man in ganz Österreich emissionsfrei ausliefern.

Und Lausch, Chief Sales Officer von Smatrics, gab zu, das "Bottleneck" sei das Ladenetz. Derzeit sei das aber alles noch verwaltbar, immerhin liegt die Neuzulassungsrate von E-Autos gerade bei rund 14 Prozent. Auf die Zukunft müsse man sich vor allem mit Innovationen vorbereiten. Neue Speicherlösungen und bidirektionales Laden, also Strom nicht nur ins Auto rein-, sondern auch wieder rauszubekommen, stünden da auf dem Plan.

Elektro oder Wasserstoff beim Schwerverkehr?

Einig war man sich darüber, dass die ganze Transformation zu lange dauere. Schuld daran sind laut Hörmann die Industrie und die etablierten Marken. Nachhaltigkeit sei bei Polestar, übrigens ein Joint Venture zwischen Volvo und Geely, in der DNA. Und auch Lausch ortete das Problem in der Industrie. Ohne die Richtungsweisung durch den Gesetzgeber wäre es nicht gegangen, "niemand ist freiwillig auf Elektro gewechselt".

Ein weiterer Aspekt, der betrachtet werden müsse, sei der Schwerverkehr. Eine echte Alternative gebe es noch nicht, sagte Janacek von der Post, vielleicht sei doch Wasserstoff hierfür die Lösung. Bis 2035 oder 2040 soll das Problem aber gelöst sein. Auch Hörmann war sich nicht sicher, was für den Schwertransport besser sei, Elektro oder Wasserstoff.

Bike für die letzte Meile

Für die letzte Meile, da war sich das Podium einig, sei E die beste Möglichkeit, und das am besten in einer Mischung aus Individual-, öffentlichem und autonomem Verkehr. Bei der Post sei das aber "nicht die Drohne", sagte Janacek. Dafür seien Abholpunkte oder auch Lastenräder positive Alternativen. Und auch bei Ikea sprach man sich weiterhin für den Transport mit Menschenunterstützung aus.

Das Makka-Bike.
Foto: Polestar/Zsolt Marton

Bei Polestar hatte man direkt auch noch eine Alternative für die letzte Meile parat: das Makka-Bike. Das soll in naher Zukunft auch hinten auf einen Polestar draufpassen und vom Auto geladen werden. 45 km/h in der Spitze, 50 Kilometer Reichweite, 3,6 kW Leistung. Eine erste Pre-Order-Charge sei bereits ausverkauft. Und natürlich ist das gute Stück in Weiß gehalten. Zu viel Farbe tut den Augen weh. (Thorben Pollerhof, 6.5.2022)