Einmal das Rotkäppchen gefressen und die sieben Geißlein angeknabbert – schon ist das Image auf Lebzeiten dahin.

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Eigentlich ist es zum Heulen. In Österreich wird der Wolf gerne auf ein Problem reduziert. Alternativlos scheint da für viele Gegner der Griff zur Flinte zu sein und die Naturschützer werden gerne zu realitätsfremden Willkommensklatschern degradiert.

Doch die jetzt so verfahrene und emotionsgeladene Diskussion ist letztlich nur das Ergebnis einer über viele Jahre säumigen Politik. Mit den stetig steigenden Populationen in den Nachbarländern sollte eigentlich klar gewesen sein, dass der Wolf irgendwann einmal auch zum Grenzgänger wird. Doch man hat diese Tatsache von politischer Seite ein Jahrzehnt konsequent ignoriert. Und gewartet, bis der Hut ordentlich brennt. Und zeigt sich jetzt überrascht, dass das große Raubtiere sich in den heimischen Wäldern wohl fühlt und letztlich gekommen ist, um zu bleiben.

Vor allem das Thema Herdenschutz wurde stets grob vernachlässigt. Rufe von Experten nach entsprechenden Förderprogrammen verhallten in den Weiten von Flora und Fauna. Und auch wenn jetzt die bundesweiten Fördermittel leicht angehoben werden und die Hirten-Prämie mit deutlich strengeren Auflagen verknüpft wird, ist man von einem ausreichend durchdachten Herden- und Weidemanagement immer noch weit weg.

Ein Zusammenleben zwischen Mensch und Wolf ist in Österreich möglich. Doch die Grundlage für eine weitgehend friedliche Koexistenz ist die späte Bereitschaft der Politik, ein entsprechendes Maßnahmenpaket zu schnüren. Essentieller Teil davon muss eine finanziell gut unterfütterte 3-H-Regel sein: Hirte, Hund und Herde. Nur mit einem wohl überlegten und geförderten Herdenschutz, der im übrigen auch eine Entnahme im Extremfall nicht ausschließt, wird es gelingen, die betroffenen Landwirte und Almbauern zu befrieden – und den Wolf vor einer neuerlichen Ausrottung in Österreich zu bewahren. (Markus Rohrhofer, 7.5.2022)