Der suspendierte Justiz-Sektionschef Christian Pilnacek auf dem Weg zum Untersuchungsausschuss. "Österreich" titelte über eine Hausdurchsuchung nicht ganz korrekt.

Foto: APA / Helmut Fohringer

Um das Beste in Österreichs Justiz wurde man wieder einmal betrogen, und das – wie anders – in "Österreich". Pilnacek öffnete nackt, lautete ein Titelversprechen in der Dienstagausgabe. Nun hat "Österreich" mit der österreichischen Justiz gemeinsam, dass den jeweiligen Konsumenten kaum noch etwas zu überraschen vermag. Vor Gericht ist man bekanntlich in Gottes Hand, in "Österreich" – viel schlimmer – in den Griffeln Wolfgang "Ich grapsche nicht" Fellners. Es handelte sich bei dem Text nicht um eine Einladung, wie man sie gelegentlich im hinteren Teil von christlichen Boulevardblättern finden kann – "Ich öffne nackt" –, sondern um den Bericht von einer Razzia bei Pilnaceks.

Heute ist er Zeuge im VP-U-Ausschuss, gab sich das Blatt hochaktuell, um kritisch fortzufahren: Justizsektionschef Christian Pilnacek verhielt sich bei Razzia anfangs unkooperativ. Der Anfang liegt allerdings mehr als ein Jahr zurück. Als die Justiz im März 2021 aber eine Hausdurchsuchung bei ihm durchführt, dauert es, bis Pilnacek kooperativ wird. Hätte Pilnacek damals im März nackt geöffnet, hätte man über die leicht verspätete journalistische Enthüllung hinwegsehen können. Dass er aber nicht einmal damals nackt war, geht zu weit. Steht doch im Protokoll der StA.:7.40 Uhr. Mag. Pilnacek öffnete in (!) Handtuch bekleidet.

Durchaus Bella Figura

Nun macht der Justizsektionschef, wie man aus dem Fernsehen weiß, im Anzug durchaus Bella Figura. Schon deshalb lässt sich aus der protokollierten Tatsache, dass er um 7.40 Uhr in (!) Handtuch bekleidet öffnete, noch lange kein stichhaltiger Beweis mangelnder Kooperationsbereitschaft ableiten. Er wird mehrmals gebeten, sich anzukleiden, was dieser ablehnt, vielleicht in der Selbsteinschätzung, den hausdurchsuchenden Beamten auch einmal etwas Schönes zu gönnen. Pilnaceks Ehefrau fotografiert dafür eifrig die Ermittler, um deren ästhetisches Handicap zu dokumentieren. Fotos von Pilnacek in (!) Handtuch bekleidet, wird sie schon gehabt haben.

Doch weiter im Protokoll, das"Österreich" vorliegt. Pilnacek weigert sich, sein Handy zu entsperren. Verständlich, wenn man dazu beide Hände braucht und nur in (!) Handtuch bekleidet ist. Zur Wahrung der öffentlichen Sittlichkeit beschlagnahmen die Ermittler nur das Handy, nicht das Handtuch, sie berichten von "unfreundlichem und bissigem" Ton Pilnaceks. Verständlich, der März 2021 war kühl, und für Pilnacek gilt die Unschuldsvermutung.

Der Prinz in der "Krone"

Im "Kurier" schreibt Karl Hohenlohe am Sonntag eine freundliche Kolumne über Gesellschaftliches. Aber wenn er mit seiner Frau beim englischen Thronfolger vorbeischaut, dann war der einzig angemessene Platz für diese Erzählung die "Krone bunt" am Sonntag. Es hat nämlich der österreichische Restaurantführer Gault-Millau den englischen Thronfolger Charles ausgezeichnet. Um diesen Order of the culinary Empire zu überreichen, wagten Karl & Martina Hohenlohe die Reise. Den Orden hat sich Charles verdient, hat er doch den steinigen Weg zum berühmtesten Biobauern der Welt hinter sich.

Zum weiteren Beweis ließ er sich im Hemd beim Hühnerfüttern fotografieren. Heute züchtet er alte Rassen, wie das in Monarchien üblich ist, und sein Kennzeichen bleibt guter Humor. Charles witzelte auch beim Besuch der Hohenlohes. Warum nicht? Wie schrieb Frau Hohenlohe so schön: Vielleicht haben ganz entfernte verwandtschaftliche Beziehungen meines Mannes nach England ein wenig mitgeholfen, in jedem Fall erreichte uns, positiv überrascht, die freudige Nachricht, dass sich Prinz Charles über die bevorstehende Auszeichnung freue und uns nach Highgrove einlädt. Da bleibt nur zu sagen: Hoffentlich wird er als erfolgreicher König in die Geschichte seines Landes eingehen, sicher aber als großer Vorreiter der weltweiten biologischen Landwirtschaft.

Bröseln von der Reise in Wort und Bild fielen für den "Kurier" drei Tage später ab. Mit amikaler Du-Anrede überreichten Martina und Karl Hohenlohe Prinz Charles die Auszeichnung. Die Überreichung im Wiener Palais Coburg hat er gespritzt. Wahrscheinlich wären ihm das zu viele Strapazen gewesen, wurde doch kürzlich bekannt, was er alles auf seinen Reisen mitnimmt: Immer seinen eigenen Toilettensitz und extraweiches Klopapier, sogar auf seinem eigenen orthopädischen Bett soll der Prinz bestehen. Die Absenz des großen Vorreiters war kein Problem. Dafür ließen es sich Mime Peter Weck und Dompfarrer Toni Faber bei der Gala schmecken. (Günter Traxler, 8.5.2022)