Methodisch spitze, inhaltlich unentschlossen: Klaus Eckel.

Foto: Ernesto Gelles

Mit seinen beiden letzten Programmen Zuerst die gute Nachricht (2016) und Ich werde das Gefühl nicht los (2019) hat der Kabarettist Klaus Eckel in den letzten Jahren die Hallen zum Bersten gebracht. Zudem ist 2021 mit AllerDings (Schultz & Schirm)ein feines Büchlein über den satirischen Gehalt von Alltagsgegenständen wie Kühlschränken entstanden.

Mit seinem neuen, insgesamt zehnten Programm Wer langsam spricht, dem glaubt man nicht – uraufgeführt am Donnerstag in der Wiener Marx Halle – kann Eckel den Erfolgslauf aber nur bedingt fortsetzen, was nicht an seinem methodischen Zugang liegt. Denn auch diesmal geht dem leidenschaftlichen Schnellredner die Pappalatur in einer Tour wie geschmiert – selbiges gilt auch für den Bürosessel, auf dem Eckel wie gewohnt seine Runden dreht, und für die Klaviatur seines trashigen Keyboards.

Gags, Gags, Gags

Das Problem liegt beim Inhaltlichen, denn mehr als eine lose Aneinanderreihung schneller Gags, die sich kaum zu einem umfassenden Gedanken zusammenfügen, ist diesmal nicht drin. Wohlwollend könnte man noch die Absage an jede Form der Selbstoptimierung und das Recht auf Faulsein als Überthema wahrnehmen, vielleicht auch die chronische Erschöpfung gegenüber der Zumutung pandemischer und anderer Aufgeregtheiten. Bei einigen Pointen – wie einem Lied gegen Überbevölkerung ("Vasektomie für alle!") oder dem eigentlich recht unironisch dahingesagten Selbstbekenntnis, gegenüber Chinesen (und eh den Deutschen auch) Vorurteile zu haben – unterschreitet Eckel sein intellektuelles Potenzial.

Auf der Habenseite überzeugt der 48-Jährige wiederum mit Wortwitz und Skurrilem: Neben der Schulmedizin gebe es mittlerweile auch eine "Schulabbrechermedizin", Trends wie "Sofortismus" und Detox kommen vor, ebenso das Problem der "fear of better option" oder die rekordverdächtigen 80 Millionen Thujenhecken in Österreichs Gärten. Ein Schlussgedanke bleibt auch noch hängen: Der Mensch sollte viel öfter schlafen, damit er nicht so viel Unsinn anstellen kann. Bitte wachbleiben, Herr Eckel!
(Stefan Weiss, 6.5.2022)