"Holomento" ist Ende April im Early Access erschienen.

Foto: Screenshot
Foto: Screenshot
Foto: Screenshot
Foto: Screenshot
Foto: Screenshot
Foto: Screenshot
Foto: Screenshot
Foto: Screenshot
Foto: Screenshot
Foto: Screenshot

Rund anderthalb Stunden dauerte mein erster Durchgang in "Holomento" (Windows – Steam, Gog). Ich hatte mich auf das Game gefreut. Die Verquickung Roguelite mit Elementen eines Open-World-Rollenspiels klang interessant, die grafische Umsetzung machte einen sehr atmosphärischen Eindruck. Doch nach dem Premieren-Ausflug wollte sich der Reiz des Games mir nicht so wirklich offenbaren.

Erst im zweiten Versuch erschloss sich mir das Konzept. Das war teils meine eigene Schuld, weil ich einen dafür wichtigen Ort, die Evenfall Ruins, bis dahin gar nicht aufgesucht hatte. Aber auch die des Spiels, weil es mich weder zwang, mich dorthin zu begeben, noch mir einen Hinweis auf dessen zentrale Bedeutung gab.

Wenig Erzählung, wunderschöne Grafik

Erzählerisch haltet sich der Entwickler Sean Weech, der das Game gemeinsam mit einigen Freelancern umsetzt, bedeckt. "Holomento ist ein Permadeath-Action-RPG mit dem Fokus auf die Aufgabe, das von einem Fluch heimgesuchte Eventide Hollow zu durchqueren und Schritt für Schritt wiederaufzubauen", so die Beschreibung. Wer etwas mehr über diesen Ort im "technomagischen" Setting erfahren will, muss erst die eine oder andere Stunde im Spiel verbringen und einem Kurator fünf Relikte bringen. Dann eröffnet sich zusätzlich zu etwas Hintergrundwissen auch eine zusätzliche Spielmechanik zur Verbesserung des eigenen Helden.

GOG.com

Was man also tatsächlich in diesem Spiel tut, ist in 3rd-Person-Perspektive durch die Landschaft zu laufen, immer auf der Suche nach Kisten, Ressourcen und vor allem Wege in neue Gegenden. Über 50 kleinere und größere Orte hat das Spiel zu bieten. Und in Sachen Grafik hält es, was es verspricht. Das Game ist im Cellshading-Look gehalten und transportiert zu den Umgebungen, die von verschneiten Wäldern über grüne Berghänge mit japanisch inspirierten Tempelgebäuden bis hin zu düsteren Zisternen reichen, mit visueller Umsetzung und gut gewählter Musik die passende Atmosphäre.

Eine Welt zum Aufbauen

Geabenteuert wird mit einem Helden aus mehreren Klassen, die man sich mit der Zeit freispielt. Und zwar so lange, bis man – wie das "Permadeath" in der Genrebeschreibung verrät – bis man stirbt oder einen der Endpunkte erreicht. Dabei rüstet man sich mit Gegenständen und Fertigkeiten hoch, die man in Kisten und anderen Behältnissen in der Welt, als Loot von Gegnern oder von Händlern erhält. Während die Spielfigur vergänglich ist, ist es die Spielwelt allerdings nicht.

Die bereits erwähnten Evenfall Ruins beherbergen gleich mehrere Händler, deren Läden sich mit auffindbaren Ressourcen wie Holz, Stein und Fliesen verbessern lassen, um ein größeres und bessere Angebot zu bekommen. Das bleibt auch (innerhalb des Speicherstandes) für spätere Abenteuer erhalten. Ebenso gibt es eine Bank, in der man verdientes Gold einlagern kann. Was auch eine gute Idee ist, weil das mitgeführte Geld beim Ableben verloren geht. Die häufigsten Todesursachen sind freilich Gegner, gefolgt von zu hohen Abstürzen und Bugs – doch dazu später.

Foto: Screenshot

In der Welt stößt man auch immer wieder auf Türen und Tore, die sich nur von einer Seite – meist von der anderen, als der Seite des Erstbesuchs – oder mit einem Schlüssel öffnen lassen. Auf diese Weise erschlossene Pfade und Abkürzungen überdauern das Leben der einzelnen Heroen ebenfalls. Mit der Zeit findet man auch neue Orte, die sich ebenfalls aufbauen lassen, wie die Evenfall Ruins. Sie bieten zudem einen alternativen Startpunkt für neue Abenteuer. Ein Immersionskiller ist allerdings die Tatsache, dass man in dem Game nicht springen kann, gepaart mit der Tatsache, dass an manchen Stellen ein Gatter ein unüberwindbares Hindernis ist, obwohl der zugehörige Zaun nicht einmal hüfthoch ist.

Dazu gibt es dort auch schwarze Bretter mit Aufträgen zu finden. Diese bestehen ausschließlich aus "Töte X Gegner des Typs Y" und "Teile so und so viel Schaden aus". Hin und wieder findet man neben den Händlern auch computergesteuerte Charaktere, die in ihrer Gestaltung einen leichten Studio-Ghibli-Vibe ausstrahlen. Bei den Aufträgen, die sie vergeben, handelt es sich exklusiv um Quests zum Auffinden bestimmter Gegenstände.

Gelungener Mix

Hat man die langsame Anfangsphase einmal hinter sich, beginnt der Mix aus Erkundung, Kampf und Aufbau Spaß zu machen, auch wenn das Game kaum so etwas wie eine Hintergrundgeschichte vermittelt und offensichtlich an vielen Stellen noch sehr unfertig ist. Das äußert sich darin, dass die große Welt zwar schön, vielerorts noch ziemlich leer ist, wenn man von den immer wieder aufploppenden Gegnern absieht. Dazu sind die Laufwege teils ziemlich lang, hier würde es zumindest helfen, sich zwischen den Ortschaften im Spiel teleportieren zu können. Abgängig ist auch noch eine Karte abseits einer lokalen Minimap, um die Orientierung in den bisher entdeckten Bereichen von Eventide Hollow zu erleichtern.

Den Kämpfen fehlt es noch an Anspruch, wenn man nicht gerade mit Gegnermassen konfrontiert wird. Das aus Soulslike-Games importierte Prinzip der "Invulnerability-Frames" ist in "Holomento" zu mächtig. Selbst Kämpfe gegen große Zwischengegner gestalten sich zwar längerwierig, aber mit regelmäßiger Betätigung der Leertaste auch eher einfach zu gewinnen. Am Sounddesign ist auch Verbesserungspotenzial zu erkennen. Gerade Nahkampfgeräusche übermitteln einfach nicht den "Impact", der am Bildschirm zu sehen ist.

Foto: Screenshot

Bugs, Bugs, Bugs

Wenngleich das Spiel erst seit kurzem im Early Access ist, ist die Dichte an Bugs teilweise schwer zu verkraften. Kleinere Ärgernisse, wie in Felsen erscheinende Gegner oder aussetzende KI bei den Widersachern passieren praktisch ständig. Das sind relativ kleine Ärgernisse, es gibt aber auch deutlich Problematischeres. Etwa Stellen in der Welt, in denen man in einer Fallanimation stecken bleibt. Das ist offenkundig auch den Entwicklern bewusst, weswegen es eine "Get Unstuck"-Option im Menü gibt, das die Spielfigur ein paar Meter nach vorne teleportiert. Bislang war es so zumindest immer möglich, einer solch misslichen Lage zu entrinnen.

Manchmal hängt es auch die Spiellogik aus. In der Zisterne von Evenfall kann man etwa in einen Dungeon hinabsteigen, in dem man Raum für Raum entweder alle Gegner bezwingen oder ein Rätsel lösen muss, ehe sich die Türen wieder öffnen. Nur tun sie das manchmal trotz erledigter Aufgabe nicht. Auch hier muss man sich mit behelfen, in dem man sich direkt vor ein versperrtes Tor stellt und die "Get Unstuck"-Karte zieht, um sich "durchzubeamen". Leveldesigner hassen diesen Trick.

Diese bizarre Anordnung unzähliger Schnappfallen sorgte für das unrühmliche Ende eines Abenteuers.
Foto: Screenshot

In einem Fall sorgte ein Bug sogar für das erzwungene Ende eines Abenteuers durch unvermeidbaren Heldentod. Hier stellte sich ein grotesk aussehendes Gebilde am Boden als eine Anhäufung unzähliger Trittfallen heraus. Diese werden von bestimmten Gegnern verlegt, um den Spieler im Kampf kurz unbeweglich zu machen und leichten Schaden zu verursachen. Einmal in Berührung mit dieser "Skulptur" gekommen, sorgte die Aktivierung von offenbar hunderten dieser Fallen gleichzeitig für sekundenlange Aussetzer des Games und kontinuierliche Reduktion des Lebensbalkens. Auch der eifrige Einsatz von "Get Unstuck" und Heiltränken half nicht. Und so waren der Held und eine beachtliche Menge Gold unwiderruflich verloren.

Work-in-Progress mit Potenzial

Man muss Sean Weech aber zugutehalten, dass er in sehr regelmäßig Patches und Hotfixes veröffentlicht und im Laufe des Tests eine Reihe hier nicht erwähnter Ärgernisse behoben wurden. Das ist einer der Gründe, warum es sich weiter lohnt, einen Blick auf das ursprünglich per Crowdfunding auf Kickstarter finanzierte Game zu haben.

Denn trotz der zahlreichen Probleme, die es noch hat, macht es Spaß und motiviert immer wieder aufs Neue zur Erkundung. Das Potenzial zu einem sehr guten Game hat "Holomento" auf jeden Fall. Für eine seriöse Bewertung ist es allerdings viel zu früh. (gpi, 8.5.2022)