Der sogenannten Generation Z wird so einiges nachgesagt: Sie würden den Sinn im Job suchen – seien aber gleichzeitig nicht mehr bereit, sich für ihre Arbeit aufzuopfern. Die nach 1995 Geborenen wünschten sich mehr Zeit für ihr Privatleben, heißt es. Die Zeitschrift Brand eins spitzt noch zu und schreibt: Für Generation Z komme "zuerst das Vergnügen, dann die Arbeit". Geld und Status seien ihr dafür nicht so wichtig. Stimmt das Klischee – und wenn ja: Sind diese Vorstellungen auch realistisch?

Um diese Fragen drehte sich eine Podiumsdiskussion, die am Mittwoch an der Universität Wien stattfand. Beim "JobTalk", der vom Uniport Karriereservice organisiert wird, trafen Studierendenvertreterinnen von Jus und Wirtschaft auf Unternehmensvertreter.

Elisabeth Wu, Vorsitzende der Fakultätsvertretung Jus, stellte gleich zu Beginn klar: "Sicherheit und ein vernünftiges Gehalt sind Prioritäten, die nie verschwinden werden." Erst wenn man gewisse Sicherheiten habe, könne man seine Freizeit auch so richtig genießen. Sind diese Kriterien im Job erfüllt, hätten ihre Altersgenossen jedoch sehr wohl "den großen Wunsch, Zeit neben der Arbeit zu haben, um sich mit Freunden zu treffen oder ihren Hobbys nachzugehen".

Die Mythen über ihre Generation – in denen viel Freizeit häufig mit Faulheit gleichgesetzt wird – stören die junge Frau. Denn habe man einen Ausgleich, komme man schließlich "motivierter und produktiver in die Arbeit zurück".

Ähnlich sieht das Amin Sidiqi, Vorsitzender der Studienvertretung I-BW und Banking & Finance. Neben einem erfüllten Privatleben würden für seine Altersgenossinnen und -genossen auch der Sinn im Job zählen. Auch Flexibilität sei ihnen wichtig. "Für mich wären auch 40 Stunden kein Problem, wenn es Gleitzeit gibt", sagt Sidiqi.

Eine erfüllte Freizeit

Er finde diese Erwartungen "sehr positiv", sagt Ewald Pistolnig, Senior Manager bei Deloitte. "Wir erwarten sogar Flexibilität und Kreativität von unseren Bewerberinnen und Bewerbern. Und wie wird man kreativ? Indem man ein erfülltes Freizeitleben hat." Dass bei einer Unternehmensberatung nur das Geld und die steile Karriere zählen, bestreitet Pistolnig. Teilzeit sei auch dort möglich, ebenso wie flexible Arbeitszeiten unter der Woche. "Es Bedarf am Anfang eine Spur mehr Koordination und Kommunikation, dann funktioniert es aber super."

"Als ich angefangen habe, war es noch ein Privileg, Überstunden zu machen und gut bezahlt zu bekommen." Diese Zeiten seien vorbei, sagt auch Karin Bayer, Leiterin des Personalmarketing und Recruiting bei der Stadt Wien. Eine Viertagewoche werde es bei ihnen so bald nicht geben. "Doch schon jetzt haben wir Arbeitsmodelle, die viel Flexibilität ermöglichen", etwa Gleitzeit oder eine mögliche Arbeitszeitunterbrechung tagsüber. Teilzeitkräfte könnten ihre Arbeit blocken. Die Möglichkeiten, remote und flexibel zu arbeiten, seien "Wünsche, denen man nachkommen muss. Sonst wird man keine Leute mehr finden", sagt Bayer.

Es war eine angeregte Diskussion in der Aula auf dem Campus der Universität Wien. Die Gäste waren (von links): Dorothea Lorenz (Accenture), Jus-Studentin Elisabeth Wu, Karin Bayer (Stadt Wien), BWL-Student Amin Sidqi und Ewald Pistolnig (Deloitte). Moderation: DER STANDARD.
Foto: Christian Fischer

Um Mitarbeitenden zu ermöglichen, Sport zu machen oder ihre Kinder abzuholen, wurde in ihrem Unternehmen auf Gleitzeit umgestellt, sagt Dorothea Lorenz von Accenture. "Vielleicht will jemand ja auch einmal um 17 Uhr Netflix schauen?" Auch Workation sei bei Accenture möglich. "Dass sich jemand mit Freunden eine kleine Villa auf den Kanaren gönnt", könne durchaus vorkommen. Beim Videocall sei dann im Hintergrund der Strand zu sehen. Eines ist Lorenz wichtig: "Die Leute wollen arbeiten, wenn sie dafür brennen, aber eben nicht in vorgegebenen Zeitrastern."

Wie man im Bewerbungsgespräch anspricht, dass man gerne weniger oder vom Strand aus arbeiten würde? Möglichst schnell und möglichst offen, so der Tenor auf dem Podium. (lib, 7.5.2022)