Rettungs- und Löscharbeiten in der Nacht von Freitag auf Samstag.

Foto: APA/AFP/ADALBERTO ROQUE

Havanna – Bei einer heftigen Explosion in einem derzeit geschlossenen Fünf-Sterne-Hotel am Freitag im Zentrum der kubanischen Hauptstadt Havanna sind mindestens 25 Menschen getötet worden. Dutzende weitere wurden nach Behördenangaben verletzt. Zum Zeitpunkt des Unglücks hielten sich zahlreiche Angestellte in dem Hotel auf, um die Wiedereröffnung am kommenden Dienstag nach einer umfassenden Renovierung vorzubereiten. Mutmaßliche Unglücksursache ist ein Gasleck.

Die Rettungs- und Bergungsarbeiten gehen weiter. Das Gebäude sei unterkellert, deshalb werde auch in diesen Bereichen nach Überlebenden und möglichen weiteren Opfern gesucht, teilten die Behörden am späten Freitagabend (Ortszeit) mit.

Unter den Toten sind auch zwei spanische Staatsbürger und auch eine Schwangere und ein Kind. Zudem seien 50 Menschen verletzt worden, hieß es am Samstag. Der Zustand von drei Kindern sei kritisch, hatte es von den Gesundheitsbehörden der sozialistischen Karibikinsel am Freitagabend geheißen.

Offenbar während Flüssiggaslieferung

Gegen 11.00 Uhr Ortszeit hatte eine starke Explosion das Hotel Saratoga in Havannas Altstadt großteils zerstört. Laut Staatspräsident Miguel Díaz-Canel, der sich vor Ort ein Bild der Lage machte, handelte es sich um einen Unfall, bei dem ein Gastank explodiert sei. Einen Anschlag schloss er aus. "In keinem Fall war es eine Bombe oder ein Attentat (...) Es war schlichtweg ein sehr bedauerlicher Unfall", betonte er. Eine Untersuchung sei im Gange.

Ein Zeuge habe berichtet, im Moment der Explosion sei das Hotel mit Flüssiggas beliefert worden, berichtete "Granma", die Zeitung der Kommunistischen Partei Kubas. Auf Bildern war zu sehen, wie ein Tankwagen aus den Trümmern geborgen wurde. Wegen der Coronavirus-Pandemie war das bekannte Fünf-Sterne-Hotel, wenige Schritte vom Kapitol entfernt, seit etwa zwei Jahren geschlossen.

Die unteren drei Etagen des neoklassizistischen Gebäudes waren völlig verwüstet, wie auf Bildern zu sehen war. Die Wucht der Explosion riss die Fassade weg, von der Straße waren die zerstörten Zimmer zu sehen.

Legendäres Hotel

Das Saratoga sei in den 1930er-Jahren in einem gegen 1880 fertiggestellten Gebäude untergebracht worden, das mit seiner Marmortreppe und den verzierten Säulen und Pilastern damals zu den luxuriösesten der Stadt zählte, hieß es von der Kulturerbehörde Havannas. Legendär seien die Konzerte kubanischer Orchester auf der prächtigen Terrasse gewesen.

Auf seiner Internetseite rühmte sich das 96 Zimmer zählende Hotel unter anderem für den "spektakulären Swimmingpool auf dem Dach mit Panoramablick auf die kubanische Hauptstadt". Stars wie Madonna oder Beyoncé sowie zahlreiche ausländische Staatsgäste seien in dem zuletzt 2005 renovierten Haus schon untergekommen, berichteten örtliche Medien.

Nachbargebäude und mehrere Fahrzeuge wurden durch die Explosion ebenfalls beschädigt, darunter offenbar eine Kirche und das bedeutende Martí-Theater. Auch eine nahe gelegene Volksschule bekam nach Regierungsangaben Schäden ab und wurde evakuiert. Bewohner betroffener Häuser wurden demnach in Sicherheit gebracht. Die strukturelle Sicherheit des Hotels sowie umliegender Gebäude werde untersucht. Díaz-Canel lobte auf Twitter, viele junge Bewohner Havannas hätten sofort Blut für die Verletzten gespendet.

Tourismusminister Juan Carlos García Granda sagte laut "Granma", er rechne nicht damit, dass es nun negative Auswirkungen auf die Branche geben werde. Die Explosion traf das Land jedoch gerade, als es versucht, sich von den Folgen der Corona-Pandemie zu erholen. Im Badeort Varadero fand gerade eine Reisemesse statt.

Der Tourismus ist eine der wichtigsten Einnahmequelle des sozialistischen Inselstaates. Vor der Pandemie arbeiteten rund eine halbe Million der etwa elf Millionen Kubaner in der staatlichen Tourismusindustrie, die 2020 rund zehn Prozent des Bruttoinlandsproduktes ausmachte. Der Tourismus auf Kuba hatte schon 2019, unter anderem wegen verschärfter US-Sanktionen, einen Rückgang erlebt. (APA, 7.5.2022)