Ons Jabeur geht im Jubel auf die Knie und ...

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...nimmt den Pokal entgegen.

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Die tunesische Fangemeinde ist entzückt.

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Madrid – Am Ende blieb ihr tatsächlich die Luft weg. Nein, das war nicht einfach so dahergesagt, Ons Jabeur hatte echte Probleme, ruhig und gleichmäßig zu atmen. "Ich dachte, mein Herz springt mir aus der Brust", sagte sie und beschrieb damit ihre Verfassung vor dem Finale von Madrid. Das sie – wenn auch nicht ganz mühelos – gewann: 7:5, 0:6, 6:2 gegen Jessica Pegula.

Der eine Tag zwischen Halbfinale und Finale war für Ons Jabeur kaum zu ertragen. Sie wollte dieses Endspiel so unbedingt gewinnen, als erste Frau vom afrikanischen Kontinent den Titel bei einem WTA-1000-Turnier holen. "Es war eine Achterbahn der Gefühle", sagte sie, als es endlich vorbei war: "Ich muss jetzt versuchen, das alles zu verstehen."

WTA

Ons Jabeur war schon oft die Erste. Als sie letztes Jahr im Juni das WTA-Turnier in Birmingham gewann, gelang ihr das als erster Spielerin der arabischen Welt. Wenig später die Premiere im Viertelfinale von Wimbledon, im Oktober dann die Erste in den Top Ten der Weltrangliste. In der wird sie am Montag die neue Nummer sieben sein – Tendenz steigend.

Längst ist Ons Jabeur, deren variables Spiel ein bisschen an die zurückgetretene Ashleigh Barty erinnert, nicht mehr mit einem Grand-Slam-Viertelfinale zufrieden. In der laufenden Sandplatzsaison hat sie mittlerweile zwölf Matches gewonnen, insgesamt sind es seit Jahresbeginn schon 20 Siege auf unterschiedlichen Belagen. Das weckt Begehrlichkeiten – vor allem für die French Open auf der roten Asche von Roland Garros.

Druck steigt

In der Heimat jedenfalls steigt der Druck auf Jabeur mit jedem gewonnenen Match. Sie empfindet diesen Druck durchaus. "Ich spiele ja nicht nur für mich", sagte sie in Madrid: "Ich spiele für mein Land, für die arabische Welt, für den afrikanischen Kontinent." Sie will Türen öffnen, eine Botschafterin sein, junge Mädchen und Frauen in ihrer Heimat motivieren, es ihr gleichzutun.

Unterstützung erhält sie dabei von ihrem Ehemann Karim Kamoun, der auch ihr Fitnesstrainer ist. Er holt sie gelegentlich aus der Lethargie, die sie in der Jugend fast vom Tennis wegbrachte. Vieles sei ihr damals zu anstrengend gewesen, erzählte Jabeur in einem Interview mit der WTA: Das Training, der straffe Zeitplan, das eingeschränkte Privatleben. Ihre Mutter Samira habe sie dann ermahnt, immer das Bestmögliche aus sich zu machen. Ons Jabeur hat zugehört. (sid, 8.5.2022)